TUTTLINGEN – Wie verändert die Digitalisierung Produktionsformen? Wie verändert sich dadurch die Arbeitswelt? Dafür interessierte sich Bundeskanzlerin Angela Merkel bei ihrem Besuch des internationalen Medizinprodukte-Herstellers Aesculap in der letzten Woche in Baden-Württemberg. Bei dem Unternehmen, das unter anderem Lösungen für die Gelenkendoprothetik anbietet, gewann die Kanzlerin auch Einblicke in die Produktion von künstlichen Hüftgelenken. Das Unternehmen zeige, welche Vorteile die Digitalisierung für Deutschland biete, so Merkel.
„Wir können stolz darauf sein, in Deutschland solche Weltmarkführer zu haben und solche innovativen Unternehmen“, sagte Merkel in einem Pressestatement. Bei ihrem Besuch in Tuttlingen am 10. März ging es um Industrie 4.0 – also eine intelligente, vernetzte Produktion – moderne Fertigungstechnologien und die Qualifizierung von Mitarbeitern für die Aufgaben der Produktion der Zukunft.
Höchste Präzision und Kontrolle
Bei der Besichtigung der Benchmark- und Innovation Factory der Aesculap AG, die zum B. Braun-Konzern gehört, konnte die Kanzlerin sehen, wie Vernetzung die Fertigung von Medizinprodukten verbessert. Auf höchste Präzision und Kontrolle komme es gerade bei Produkten an, die im Operationssaal zum Einsatz kämen, betonte Merkel.
Die Digitalisierung und der dadurch gesteuerte 3D-Druck erwiesen sich als besonders gutes Beispiel für Industrie 4.0. Hier würden immer bessere Verfahren gefunden, um mit hoher Qualität zu produzieren.
In der Endoprothetik beispielsweise entscheiden Oberflächenmaterialien über rasches Einwachsen und Verträglichkeit. Moderne Prozesse erhöhen die Flexibilität und garantieren durchgängig geprüfte Qualität der sich daraus ergebenden Vielzahl von Produktvariationen. In der Prototypenentwicklung nutzt Aesculap das 3-D-Druckverfahren, um so effizient Anschauungsmuster herzustellen. Selbst bei Serien mit niedriger Stückzahl bis hin zur Einzelanfertigung verhilft das Verfahren zu schnellerer und wirtschaftlicherer Fertigung verglichen mit herkömmlichen Abläufen.
Ohne den Menschen geht es nicht
Die Kanzlerin konnte sich auch über den fortschreitenden Einsatz von Robotern in der Fertigung informieren. Es sei beruhigend zu sehen, dass die Maschine den Menschen nicht abgeschafft hätte, so Merkel. Es fielen zwar bestimmte Arbeitsfelder weg, die körperlich sehr anstrengend oder monoton seien. Auf der anderen Seite entstünden immer wieder neue Arbeitsfelder im Service, der Vermarktung, der Kundenerforschung und natürlich im Softwarebereich.
Keine Angst vor Industrie 4.0
„Wir wissen, dass die Produktionsformen und die Produktionsarten sich wandeln“, sagte Merkel zum Abschluss ihres Besuches. Für diesen Wandel interessiere sich die Bundesregierung, weil er die Frage aufwerfe, wie sich die Arbeitswelt für die Menschen dadurch verändere.
Die Kanzlerin zeigte sich erfreut, dass im Unternehmen Vereinbarungen getroffen wurden, in denen die Beschäftigungssicherung und lebenslange Weiterbildung eine große Rolle spielen. „Das beruhigt auch manchen, der Angst hat vor der Automatisierung, Digitalisierung“, sagte Merkel. Die Arbeitsplätze würden nicht abgebaut, sie würden verändert, fasste sie zusammen.
Die Aesculap AG ist mit 3.500 Mitarbeitern am Hauptsitz das größte Unternehmen Tuttlingens. Als eigenständige Sparte des B. Braun Konzerns stellt es Medizinprodukte und Medizintechnik, speziell für die Chirurgie her. Jährlich nutzen Zehntausende die medizinischen Fort- und Weiterbildungsaktivitäten der Aesculap Akademie. 2014 erwirtschaftete Aesculap mehr als 1,4 Milliarden Euro.
Bild:
Fertigung von Medizinprodukten: Bundeskanzlerin Merkel im Labor der Aesculap AG. (Quelle: Bergmann/Bundesregierung)