Die moderne Endoprothetik gehört zu den Erfolgsgeschichten der deutschen Orthopädie. „Fast Track“-Verfahren mit beschleunigten Patientenpfaden, minimal-invasiven Zugangswegen, lokaler Schmerztherapie und computerassistierter Chirurgie haben in den letzten zehn Jahren zu einem Dogmenwechsel insbesondere in der Versorgung unserer Patientinnen und Patienten nach Knie- und Hüftgelenkersatz beigetragen.
Unmittelbare postoperative Mobilisation und schnellere Nachbehandlung führen zu einer relevanten Verkürzung der stationären Verweildauer, erfordern aber angepasste operative Verfahren und neue Konzepte der Prä- und Rehabilitation. In der aktuellen gesundheitspolitischen Entwicklung mit dem Ruf nach mehr Ambulantisierung rückt auch die Endoprothetik zunehmend in den Fokus. In diesem InfoBrief haben wir deshalb für Sie einen aktuellen Überblick mit Beiträgen von Meinungsbildnern und Pionieren auf diesem Gebiet zusammengestellt.
So zum Beispiel Herrn Krieg, der als erster in Deutschland ambulante Endoprothetik durchgeführt und seine wissenschaftlichen Daten dazu bereits 2020 publiziert hat. Herr Kappenschneider schildert erstmalig evidenzbasierte Eindrücke aus eine prospektiv-randomisierten Untersuchung zum Nutzen der Speziellen Orthopädischen Geriatrie in der Fast-Track Endoprothetik. Herr Pagano stellt digitale Versorgungskonzepte für die Hüft- und Knieendoprothetik vor und berichtet über eine universitäre Kooperation in diesem Bereich mit dem US-Giganten Apple. Den Blick aus den USA übernimmt Herr Böttner mit seinem Beitrag zur dortigen ambulanten Endoprothetik und seiner Sicht auf dafür notwendige Veränderungen in der deutschen Versorgungsphilosophie. Herr Gatzka vom BVOU-Referat „Hüfte“ stellt seine interdisziplinäre Sicht auf die Prähabilitation dar, die bei immer kürzer werdenden stationären Verweildauern auch in Zukunft von besonderer Bedeutung sein wird.
Fast-Track Endoprothetik ist zu einem Erfolgskonzept geworden, kein Zweifel. Innovative digitale Verfahren werden den Prozess in Zukunft noch weiter verbessern. Bei der ambulanten Endoprothetik bleibt eine kritische Betrachtung und Abwägung der Risiken unerlässlich. Auch in Zeiten knapper Ressourcen und steigenden Kostendrucks sollten Versorgungsqualität und Patientensicherheit unsere Richtschnur bleiben. Flächendeckende Strukturen für eine spezialisierte ambulante Nachsorge durch Pflegekräfte und Physiotherapeuten, die solche Konzepte in anderen Ländern begleiten, fehlen in unserem Gesundheitssystem bislang. Nicht alles, was wir medizinisch-technisch anbieten können, ist auch für unsere Patienten von echtem Nutzen. Auch zu dieser Diskussion soll dieser InfoBrief beitragen.
Allen Erst- und Koautoren sei an dieser Stelle herzlich für die hervorragenden Zusammenfassungen gedankt.