Liebe BVOU-Mitglieder,
die Artikel im aktuellen Infobrief repräsentieren das aktuelle Wissen zur Prävention und Therapie der Arthrose. Allerdings fehlt es nach wie vor an einer kurativen Behandlung. Alle Strategien – angefangen bei den physiotherapeutischen Therapieverfahren über die medikamentöse Behandlung bis zum Gelenkersatz – dienen der Schmerzlinderung und der Verbesserung der Gelenkfunktion. Keine Therapie setzt an den molekularen Ursachen der Gelenkdestruktion an.
Wird es bald eine solche Therapie geben? Viele Erwartungen ruhen auf Big Data und KI. Sie helfen, Risikogene zu erkennen, die Ätiopathogenese der Arthrose besser zu verstehen und mögliche Zielstrukturen für die Arzneimittelentwicklung zu priorisieren. Verschiedene Studien untersuchen auch die Wirkung kleiner Ribonukleinsäuren, sogenannter microRNAs. Für deren Entdeckung gab es in diesem Jahr den Nobelpreis für Medizin. Zu einigen identifizierten Risikogenen existieren bereits zugelassene oder in Entwicklung befindliche Wirkstoffe, die sich möglicherweise für die Behandlung der Arthrose eignen (doi.org/10.1016/j.joca.2021.03.002).
Interessant sind auch die beim DKOU diskutierten Ergebnisse zum GLP-1-Rezeptoragonisten Semaglutid. Dieser Wirkstoff war zunächst nur ein Medikament gegen Typ 2-Diabetes. Doch dann purzelten mit dem unter dem Handelsnamen Ozempic® zugelassenen Semaglutid auch die Pfunde. Eine Studie von Henning Bliddal und seinen Kollegen im New England Journal of Medicine zeigt jetzt, dass Patientinnen und Patienten mit Gonarthrose und Adipositas mit einer wöchentlichen Dosis an Semaglutid nicht nur ihr Körpergewicht reduzieren, sondern auch ihre Knieschmerzen (DOI: 10.1056/NEJMoa2403664). Der Wirkstoff könnte deshalb möglicherweise auch als Therapie gegen Arthrose oder sogar als Prävention in Frage kommen.
Eine informative Lektüre wünsche ich Ihnen!
Ihr
Dr. Johannes Flechtenmacher