Berlin – Vor knapp einem Jahr hat die Bundesregierung einen Innovationsfonds zur Förderung von neuen Versorgungsformen und der Versorgungsforschung aufgelegt. Der dafür beim Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) eingerichtete Innovationsausschuss zog nun eine erste Bilanz: Knapp 700 Förderanträge seien seit April eingegangen. Im Bereich der neuen Versorgungsformen wurden 29 Projekte für die erste Welle der Förderung ausgewählt. Fünf Projekte davon wollen die Versorgung in Orthopädie und Unfallchirurgie sowie in der Notfallmedizin verbessern.
Sektorübergreifende Versorgung von Arthrosepatienten
Unter den geförderten Projekten befinden sich unter anderem zwei Projekte unter Leitung der Universitätsmedizin Mainz, welche die Versorgung bei rheumatischen Erkrankungen sowie bei Hüft- und Kniearthrosen verbessern wollen. Im Rahmen des Projekts „PROMISE“ soll ein Best Practice-Leitfaden für einen standardisierten, sektorenübergreifenden Versorgungsprozess bei Hüft- und Kniearthrosen entwickelt werden. So sollen die konservative und die operative Therapie der Arthrose innerhalb der Regelversorgung weiter verbessert werden.
Frühdiagnose entzündlich-rheumatischer Erkrankungen verbessern
Das zweite Projekt mit dem Titel „Rheuma-VOR“ zielt auf die Verbesserung der rheumatologischen Versorgungsqualität durch koordinierte Kooperation. Aufbauend auf den Erfahrungen des rheinland-pfälzischen Rheumanetzwerkes ADAPTHERA, sollen in dieser neuen Versorgungsform durch koordinierte Kooperation zwischen Hausärzten, Fachärzten und Patienten die Frühdiagnose entzündlich-rheumatischer Erkrankungen und damit die Behandlungsergebnisse bei Rheuma optimiert werden.
Rückenschmerzen: Innovative Therapie mit E-Health
Ein weiteres Projekt, initiiert vom Zentrum für Interdisziplinäre Schmerzmedizin am Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München,umfasst ein innovatives Versorgungskonzept für Rückenschmerz-Patienten. Das Projekt „Rise-uP“ orientiert sich dabei an den Empfehlungen der Nationalen VersorgungsLeitlinie Kreuzschmerz und bezieht aktuelle telemedizinische Entwicklungen ein, um die Vernetzung verschiedener Ärzte, die Einbindung des Patienten und letztlich die Schmerzbehandlung zu verbessern.
Telenotarzt in Bayern und Mecklenburg-Vorpommern
Zwei Projekte aus Bayern und Mecklenburg-Vorpommern wollen neue Konzepte für die Notfallversorgung im ländlichen Raum entwickeln. Das Projekt „Telenotarzt Bayern“, an dem sich das Bayrische Staatsministerium des Innern, für Bau und Verkehr beteiligt, testet, ob die telemedizinische Unterstützung von Erstrettern die Notfallversorgung in ländlichen Gebieten in Bayern verbessern kann. Erste positive Ergebnisse mit einem sogenannten Telenotarzt, der bei Bedarf zugeschaltet werden und den Rettungsdienst von einer zentralen Leitstelle aus bei der Erstversorgung unterstützen kann, zeigten bereits Modellversuche in Aachen, wo der Telenotarzt mittlerweile im Regelrettungsdienst im Einsatz ist.
Auch das Projekt „Land|Rettung“ des Landkreises Vorpommern-Greifswald will den Einsatz von Telenotärzten erproben und darüber hinaus die Zusammenarbeit des Kassenärztlichen Bereitschaftsdienstes, des Rettungsdienstes und der Notaufnahmen neu strukturieren sowie eine Möglichkeit zur Alarmierung registrierter Ersthelfer per Smartphone entwickeln.
Weitere Förderung bis 2019
Mit dem GKV-Versorgungsstärkungsgesetz erhielt der G-BA den Auftrag, neue Versorgungsformen, die über die bisherige Regelversorgung hinausgehen und die sektorenübergreifende Versorgung weiterentwickeln, sowie Versorgungsforschungsprojekte zu fördern. Übergeordnetes Ziel des Innovationsfonds sei eine qualitative Weiterentwicklung der Versorgung in der gesetzlichen Krankenversicherung in Deutschland, so der G-BA.
Die gesetzlich vorgesehene Fördersumme für neue Versorgungsformen und Versorgungsforschung beträgt in den Jahren 2016 bis 2019 jeweils 300 Millionen Euro. 225 Millionen Euro davon sollen für die Förderung neuer Versorgungsformen verwendet werden, 75 Millionen Euro für die Förderung der Versorgungsforschung. Welche Projekte im Bereich der Versorgungsforschung gefördert werden, ist noch nicht bekannt.