22.10.15 ·
Über das internetbasierte Netzwerk TKmed® (Telekooperation in der Medizin) tauschen Unfallchirurgen und Radiologen lebenswichtige Informationen aus. In Kürze sollen auch Patienten Zugriff auf ihre Daten erhalten. Für die Entwicklung der Online-Plattform erhält der Medizininformatiker Professor Dr. Ing. Martin Staemmler im Rahmen des Deutschen Kongresses für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU) den Innovationspreis der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU).
Bei der Betreuung von Schwerverletzten zählt jede Minute. Jeder vierte wird während seiner Behandlung verlegt. Unfallchirurgen sind deshalb auf einen schnellen Informationsaustausch angewiesen. Im Rahmen der Initiative TraumaNetzwerkDGU® aber auch darüber hinaus hat die DGU 2012 daher das Netzwerk TKmed® eingerichtet. Es verbindet derzeit bereits mehr als 130 Behandlungszentren in Deutschland und sorgt damit für einen schnellen und sicheren Datentransfer. „TKmed ist einzigartig – denn es übermittelt bundesweit Röntgenaufnahmen, CT- und MRT-Bilder sowie Patientenbefunde und Arztbriefe schnell und datenschutzkonform“, begründet Professor Dr. med. Michael Nerlich, Kongress-Präsident des DKOU 2015 vom Universitätsklinikum Regensburg die Vergabe des Innovationspreises, der mit 10.000 Euro dotiert ist.
Auch im Ausland zeigen immer mehr Unfallchirurgen Interesse an der Nutzung des Netzwerks. Der Preisträger Staemmler von der Fachhochschule Stralsund hat TKmed® im letzten Jahr weiterentwickelt, sodass auch Patienten davon profitieren: „Schon in Kürze soll es ihnen ermöglicht werden, ihre Bilddaten und Dokumente direkt an eine teilnehmende medizinische Einrichtung zu senden“, erklärt Staemmler. Dieser Service ist kostenfrei und weder an eine Installation oder vertragliche Bindung geknüpft. „Das kann beispielsweise im Vorfeld einer Behandlung oder zum Einholen einer Zweitmeinung nützlich sein.“
Ebenfalls von Vorteil für Patienten ist die preisgekrönte Arbeit des Privatdozenten Michael Müller von der Berliner Charité. Er erhält den mit 10.000 Euro dotierten Themistocles-Gluck-Preis für Endoprothetik. Der Oberarzt am Centrum für Muskuloskeletale Chirurgie hat ein Computermodell entwickelt, mit dem sich der Erfolg eines Hüftgelenkersatzes vorhersagen lässt. „Das Programm ist insbesondere für Patienten mit eingeschränktem Bewegungsumfang der Hüfte interessant“, erklärt Professor Dr. med. Rüdiger Krauspe, Kongress-Präsident des DKOU 2015 vom Universitätsklinikum Düsseldorf. Denn bei Implantat-induzierter Bewegungseinschränkung komme es nach der Operation häufiger zu einem erhöhten Abrieb im Kunstgelenk mit der Folge einer vorzeitigen Lockerung.
Als dritte Preisträgerin präsentiert Jana Semrau von der Universität Erlangen-Nürnberg das integrative Rehabilitationsprogramm „PASTOR“ auf der DKOU-Pressekonferenz am Freitag. Für dessen Entwicklung erhält die wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Sportwissenschaft und Sport gemeinsam mit Professor Dr. med. Klaus Pfeifer den Preis zur Förderung der Rehabilitationsforschung in Höhe von 5.000 Euro. „Das Reha-Programm hat die Betreuung durch Ärzte, Bewegungstherapeuten, Psychologen und Sozialmediziner deutlich verbessert“, ist sich Kongress-Präsident Dr. med. Hans-Jürgen Hesselschwerdt von der Theresienklinik Bad Krozingen sicher. Das konnte eine Studie in der stationären orthopädischen Rehabilitation bereits zeigen.
Im Rahmen des DKOU haben die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie e.V. (DGOU), die Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie e.V. (DGU) und die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie e.V. (DGOOC) zahlreiche weitere Preise für herausragende, wissenschaftliche Arbeiten vergeben.