Berlin – Wenn die Bundesregierung erreichen will, dass mehr und mehr Arztpraxen mit dem Ziel der Barrierefreiheit gebaut oder umgebaut werden, muss sie dies mit Zuschüssen fördern. Das hat der Vorstand der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) Ende April gefordert.
Er bezog sich auf einen Passus im neuen Nationalen Aktionsplan 2.0 der Bundesregierung zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention, dessen Arbeitsentwurf vorliegt. Darin ist für das Jahr 2016 eine Initiative „Barrierefreiheit in Unternehmen“ angekündigt, „insbesondere zum Thema barrierefreie Arztpraxen“. Geprüft werden soll demnach, ob der Umbau von Arzt- und Zahnarztpraxen mit Mitteln der Kreditanstalt für Wiederaufbau gefördert werden kann.
Honorare enthalten keinen Anteil für Umbauten
„Wir begrüßen ausdrücklich, dass die Bundesregierung mit dem Nationalen Aktionsplan 2.0 die niedergelassenen Ärzte und Ärztinnen dabei unterstützen will, ihre Praxen möglichst barrierearm zu gestalten“, erklärte der KBV-Vorstandsvorsitzende Dr. med. Andreas Gassen. Angesichts erheblicher Kosten bedürfe es allerdings konkreter finanzieller Unterstützung. Umbauten verursachten teilweise Kosten im unteren sechsstelligen Bereich. Diese seien „durch die ärztlichen Honorare nicht eingepreist“, so Gassen.
Der Vorstandsvorsitzende der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung, Dr. Wolfgang Eßer, stimmte ihm zu. Angesichts der Honorare im niedergelassenen Bereich sei man auf echte Zuschüsse und nicht nur günstige Kredite angewiesen: „Damit wäre uns nicht geholfen.“
Broschüre zu Barrierefreiheit interessiert viele
KBV-Vorstand Dipl.-Med. Regina Feldmann wies darauf hin, dass die KBV sich seit vielen Jahren mit dem Thema Barrierearmut befasse. Eine entsprechende Broschüre mit Tipps und Hinweisen werde immer wieder aufgelegt und sei auch im Internet abrufbar. Außerdem „haben wir im vergangenen Jahr das Qualitätszirkel-Modul ,Barrieren identifizieren – auf dem Weg zum barrierearmen Praxis‘ ins Leben gerufen“, ergänzte Feldmann. Auch bei der Arbeit der Zulassungsausschüsse spiele Barrierefreiheit schon eine Rolle. Sabine Rieser