Berlin – Auf einen Termin in einer orthopädischen Praxis haben im vergangenen Jahr 24 Prozent der Patienten überhaupt nicht warten müssen. 13 Prozent geduldeten sich nur drei Tage. Bei 62 Prozent waren es mehr als drei Tage. Dies geht aus der jüngsten Versichertenbefragung der Forschungsgruppe Wahlen im Auftrag der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) hervor. Dafür wurden im Frühjahr rund 6.000 zufällig ausgewählte Bürgerinnen und Bürger telefonisch befragt.

Auf den Wunscharzt muss man warten
Der KBV-Vorstandsvorsitzende Dr. Andreas Gassen sagte: „Die Wartezeiten auf so manche Facharzttermine sind möglicherweise zu kritisieren. Wir sollten aber bei diesem Phänomen nicht übersehen, dass solche Wartezeiten auch daher rühren, dass Patienten häufig zu einem ganz bestimmten Facharzt möchten. Dass dieser nicht immer alle sofort behandeln kann, liegt in der Natur der Sache.“
Der Versichertenbefragung zufolge waren im vergangenen Jahr 85 Prozent der Bürger mindestens einmal beim Arzt. Wartezeiten sehen sie grundsätzlich eher entspannt, so das Urteil der Forschungsgruppe Wahlen: „Wirklich als störend empfinden die Bürgerinnen und Bürger Wartezeiten erst dann, wenn Arzttermine erst nach mehreren Wochen zu bekommen sind.“ In einer separaten qualitativen, nicht-repräsentativen Analyse diskutierte eine Fokusgruppe von 25 Teilnehmern das Thema kontrovers. Dort hieß es: Besonders unangenehm sei es zu warten, wenn man Schmerzen habe, komplexere Diagnostik benötige oder die Diagnose noch nicht feststehe.
Schlechte Noten für die Situation am Empfang
Insgesamt zeigt die KBV-Versichertenbefragung ein sehr freundliches Bild in Bezug auf den letzten Arztbesuch, an den sich die Bürger erinnern. Ob Freundlichkeit des Arztes, Fachkompetenz, Verständlichkeit seiner Erläuterungen oder Vertrauensverhältnis – mehr als 90 Prozent der Befragten gaben hierfür durchweg die Noten „gut“ oder „sehr gut“. Lediglich die Vertraulichkeit am Empfang in der Praxis wurde mit 48 Prozent relativ schlecht beurteilt.
Bei der möglichen Mitentscheidung urteilten durchschnittlich 79 Prozent der Befragten, hier sei die Situation gut oder sehr gut gewesen. Die Forschungsgruppe Wahlen erläutert, es gebe aber Unterschiede nach Fachgruppen: „Was die Einbindung der Patienten in die Entscheidungsfindung betrifft, werden die entsprechenden Möglichkeiten bei Hausärzten ähnlich positiv bewertet wie bei deren spezialisierten Kollegen, wobei beim Facharztvergleich Chirurgen oder Frauenärzte ihren Patientinnen und Patienten nach deren Einschätzung deutlich häufiger entsprechend „sehr gute“ Mitbestimmung ermöglichen als Orthopäden oder Augenärzte.“ Sabine Rieser