Erfurt – Die Lockerung des Fernbehandlungsverbots, über die der Deutsche Ärztetag in Erfurt diskutieren und entscheiden wird, führte bereits bei der Vertreterversammlung (VV) der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) zu kurzen Diskussionen. Dr. Axel Brunngraber, VV-Delegierter und 2. Vizepräsident der Freien Ärzteschaft, hatte vor einer Lockerung gewarnt und darauf verwiesen, dass Kern der Arzt-Patient-Beziehung der persönliche Kontakt sei.
Dies hatte den VV-Delegierten Dr. Norbert Metke zu einer deutlichen Replik veranlasst: Was die Fernbehandlung anbelange und den verhandelten Kompromissantrag des Deutschen Ärztetags hierzu, so müsse man sich mit der Realität vertraut machen: 40 Millionen Bundesbürger surften mindestens einmal im Jahr im Internet, weil sie akute medizinische Fragestellungen hätten. „Ob es uns passt oder nicht mit der Fernbehandlung, die Bevölkerung will sie“, ergänzte der KV-Vorstandsvorsitzende. Wenn aber ein Markt da sei, sei die Frage, wer etwas anbiete. Produkt- oder Pharmahersteller? Oder solle Fernbehandlung eine Domäne der Krankenkassen werden? Keiner sei doch so neutral und in der Regel nicht gewinnorientiert wie man selbst.
Brunngraber, so kritisierte der Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie, stehe mit seiner Pauschalkritik für eine Haltung, die die Ärzteschaft schwäche: Man kritisiere gern, aber biete keine Lösungen an. „Wollen wir die Fernbehandlung anderen überlassen oder in den Markt hineingehen? Das ist die die einzige Frage, die hier ansteht“, betonte Metke.
Zuvor hatte KBV-Vorstand Dr. Stephan Hofmeister angeregt, lieber von Fernkonsultation zu sprechen. Für eine Behandlung brauche es nämlich alle fünf Sinne. Fernkonsultationen sind, so stellte er klar, aber heute schon möglich, wenn es sich um bekannte Patienten handelt. Hofmeister plädierte dafür, die berufsrechtlichen Regelungen anzupassen. Dies sei nützlich, denn gerade im Bereitschaftsdienst könne man über das Telefon zumeist unbekannte Patienten beraten. Man unterstütze deshalb den Antrag des BÄK-Vorstandes beim Ärztetag.