Köln – Ein Klassiker erschien nun in der 7. Auflage, 7 Jahre nach der letzten Version und 43 Jahre nach der 1. Auflage. Neu hinzugekommen ist ein 3. Herausgeber, der Rechtsanwalt und Leiter des Institutes für Rechtsmedizin an der Universität Witten Herdecke Prof. Gaidzik. Der Umfang hat gegenüber der letzten Auflage um circa 90 Seiten abgenommen, dennoch ist dieses Buch nach wie vor ein „Wälzer“ mit über 800 Seitenumfang. Neu hinzugekommen ist eine Online-Version, durch welchen man sich nach Freischaltung mit einem persönlichen Zugangscode eine elektronische Ausführung auf seinem Smartphone, Tablet oder Rechner nutzen kann.
Einige Kapitel wurden überarbeitet, andere Kapitel wurden neu verfasst, am äußeren Erscheinungsbild hat sich gegenüber den vorherigen Ausgaben nicht viel geändert. Das Design entspricht modernen Ansprüchen mit Zweispaltendruck, farblichen Absetzungen von Tabellen, Grafiken und Überschriften, mit einem insgesamt sehr angenehm Druckbild. Praktisch auch die farbliche Absetzung am rechten Buchrand zum raschen Aufschlagen der Insgesamt 36 Kapitel. Inhaltlich gliedert sich das Buch in 7 Teile. Im Teil A werden die rechtlichen Grundlagen der Begutachtung in 6 Einzelkapiteln besprochen, es folgt der Teil B mit einem Kapitel über die medizinischen Grundlagen der Begutachtung, der Teil C mit einem Kapitel über die ICF und der Teil D mit 7 Kapiteln zu Gutachten in verschiedenen Rechtsgebieten wie zum Beispiel Sozialversicherung, Beamtenrecht oder Wehrdienst. Es folgt der umfangreiche Teil E mit 16 Kapiteln zu speziellen Fragestellungen wie Osteoporose, technische Orthopädie oder organspezifische Kapitel zu Wirbelsäule, Schulter, Hand und Knie. Abgeschlossen wird das Buch durch einen kürzeren Teil F mit formalen Aspekten unter anderem zum Aufbau, zur Abrechnung und zur Qualitätssicherung und der letzte und sehr nützliche Teil G mit Tabellen zur Einschätzung einzelner Symptomatiken nach dem Schwerbehindertenrecht, nach der gesetzlichen Unfallversicherung und Anderem. Durch den großen Umfang findet man hier sehr vieles (aber auch nicht immer alles), was man in der gutachterlichen Praxis benötigt. Das Buch erscheint geeignet für diejenigen, welche regelmäßig gutachterlich tätig sind, und sich auf dem Laufenden halten möchten, hier ist es ein sinnvoll zu nutzendes Nachschlagewerk.
Für Besitzer vorheriger Auflagen erscheint die Neuanschaffung nach der letzten Ausgabe als ein „Kann“ und für ältere Auflagen als ein „Muss“. Für Einsteiger in die gutachterliche Tätigkeit oder diejenigen, welche sich nur gelegentlich mit gutachterlichen Fragestellungen beschäftigen, erscheint dieses Buch dagegen zu umfangreich. Hier empfehlen sich andere und kürzere Bücher, welche dann den Bedürfnissen eher entsprechen dürften. Grundsätzlich erscheint aus eigener über 20-jähriger gutachterlicher Erfahrung als zweites Standbein neben der kassenärztlichen Tätigkeit eine zumindest grundlegende Beschäftigung mit den gutachterlichen Fragestellungen für alle in der Praxis und in der Klinik sinnvoll. Damit könnte die Anzahl der aus gutachterlicher Sicht fragwürdigen oder auch unsinnigen ärztlichen Äußerungen und den daraus resultierenden falsch erweckten Hoffnungen bei Patientinnen und Patienten sowie unnötige Rechtsstreite reduziert werden. Ein positiver Nebenaspekt könnte hier auch die daraus potentiell resultierende Verkürzung der Verfahrensdauern sein.
Dr. S. Grüner, Arzt für Orthopädie, Sportmedizin, Chirotherapie, spezielle Schmerztherapie
Orthopädische Praxen Dr. Grüner, Köln