SOUTHHAMPTON – Eine kürzlich veröffentlichte Studie von Forschern der Universität Southhampton zeigt, dass Patienten nach Knochenbrüchen deutlich häufiger von ausgedehnten chronischen Schmerzen (Chronic Widespread Pain – CWP) betroffen sind als Menschen, die im Laufe ihres Lebens keine Frakturen erlitten haben. Dies gilt insbesondere für Hüft- und Wirbelbrüche.
Chronische Schmerzen in mehreren Körperregionen (Chronic Widespread Pain) werden definiert als Schmerzen, die länger als drei Monate andauern und das Achsenskelett, die rechte und linke Körperhälfte sowie Regionen oberhalb und unterhalb der Taille betreffen. Die Prävalenz des CWP liegt je nach Studie zwischen 5 und 24 Prozent. Als Risikofaktoren gelten, neben sozialen und psychologischen Einflüssen, Schleudertraumata.
Um die CWP-Prävalenz bei Patienten mit Knochenbrüchen zu untersuchen, nutzten die britischen Wissenschaftler Daten aus der UK-Biobank und unterzogen diese einer Querschnittsanalyse. Untersucht wurden dabei mehr als 500.000 Personen im Alter zwischen 40 und 69 Jahren unter Einbeziehung verschiedenster Faktoren, wie zum Beispiel Geschlecht, Alter, Body-Mass-Index, Rauchen, Alkoholkonsum, Ernährungsgewohnheiten, körperlicher Betätigung und dem Vorliegen einer Depression.
Insgesamt 9,5 Prozent der Untersuchten hatten bereits einmal eine Fraktur erlitten. Bei diesen Patienten konnten die Wissenschaftler ein signifikant höheres Risiko für CWP feststellen. Insbesondere nach Auftreten von Wirbelbrüchen waren sowohl Frauen (2,1-fach erhöhtes Risiko) als auch Männer (2,7-fach erhöhtes Risiko) deutlich häufiger von ausgedehnten chronischen Schmerzen betroffen. Bei Frauen führten darüber hinaus Hüftfrakturen zu einer signifikant erhöhten Häufigkeit von CWP (2,2-fach erhöhtes Risiko).
Laut den Forschern ist dies die erste Studie, die einen Zusammenhang zwischen CWP und Knochenbrüchen nachweisen konnte und damit einen neuen Hinweis zu den noch wenig erforschten Ursachen der Erkrankung gibt. Ob jedoch ein kausaler Zusammenhang besteht und was tatsächlich zuerst da war, die Fraktur oder die chronischen Schmerzen, das konnten die Wissenschaftler nicht ermitteln. Weitere prospektive Studien seien notwendig, um einen Kausalzusammenhang nachweisen und auf Basis dessen Risikokandidaten für CWP besser identifizieren zu können. So ließen sich dann präventive Maßnahmen ergreifen, um nach einer Fraktur die Belastung durch die chronischen Schmerzen möglichst gering zu halten.
Die Studie “Chronic widespread bodily pain is increased among individuals with history of fracture: findings from UK Biobank” erscheint in der Fachzeitschrift Archives of Osteoporosis und wurde vorab online auf der Website des Springer-Verlags veröffentlicht.
Anne Faulmann
Bild: Röntgenaufnahme einer Femurfraktur (Quelle: Suttha Burawonk/Shutterstock)