Berlin – Die Deutsche Gesellschaft für Chirurgie (DGCH), die medizinisch-wissenschaftlichen chirurgischen Fachgesellschaften und der Berufsverband der Deutschen Chirurgen (BDC) kritisieren das Vorhaben der Ständigen Konferenz „Ärztliche Weiterbildung“ der Bundesärztekammer (BÄK), an einer generalistischen Weiterbildung zum Allgemeinchirurgen festzuhalten. Dies könne nur als Rückschritt gewertet werden, heißt es einer Pressemitteilung zufolge in einem Schreiben an BÄK und Landesärztekammern. Auch eine Verkürzung der Weiterbildungszeit um ein Jahr lehnen die Chirurgen ab.
Wer den Darm exzellent operiert, kann nicht auch Gelenke exzellent operieren
Wie das Deutsche Krankenhausverzeichnis belege, hielten heute 81 Prozent aller deutschen Kliniken eine Abteilung für Allgemein- und Viszeralchirurgie sowie eine weitere für Orthopädie und Unfallchirurgie vor. „Damit bilden Krankenhäuser heute in ihrer Organisation den hohen Spezialisierungsgrad in den chirurgischen Fächern ab und entwickeln sich vermehrt in Richtung der auch von der Politik geforderten Zentren“, so Prof. Hans-Joachim Meyer, Generalsekretär der DGCH und Präsident des BDC. Nur in diesen spezialisierten Einheiten sei der einzelne Operateur imstande, die notwendige Expertise für die Behandlung seiner Patienten zu entwickeln: „Ein Chirurg, der einen Darmkrebs exzellent operiert, kann nicht genauso erfahren in der Chirurgie des Gelenkersatzes sein.“
Keine Verschlechterung der operativen Versorgung riskieren
Die Ständige Kommission „Ärztliche Weiterbildung“ hält nach Darstellung von DGCH und BDC an einer Weiterbildung zum Allgemeinchirurgen fest. Dies gehe aus vorbereiteten Beschlussvorlagen für den Deutschen Ärztetag hervor. Die gemeinsame Weiterbildungskommission von DGCH, sämtlichen chirurgischen Fachgesellschaften und Berufsverbänden hatte hingegen bereits im Oktober 2015 einstimmig entschieden, dass der Facharzt für Allgemeinchirurgie nicht weitergeführt werden sollte. Prof. Tim Pohlemann, Präsident der DGCH, betonte, aus gutem Grund habe sich aufgrund der Komplexität operativer Eingriffe eine grundsätzliche Zweiteilung ergeben – zum einen die Konzentration auf die Weichteilchirurgie, die Allgemein- und Viszeralchirurgie, zum anderen auf Skelett und Knochen, die Unfallchirurgie und Orthopädie. „Diese Entwicklung sollten wir auch in der künftigen Weiterbildung abbilden, um keine Verschlechterung in der operativen Versorgung zu riskieren“, warnte Pohlemann.
Quelle: Pressemitteilung Berufsverband der Deutschen Chirurgie e.V.