Berlin – Patienten müssen sich demnächst auf Aufnahmestopps in Praxen und lange Wartezeiten auf Arzttermine einstellen. Denn Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach streicht mit seinem GKV-Finanzierungsgesetz die kostendeckende Vergütung für zeitintensive Neupatienten und für die offenen Sprechstunden in den Praxen.
Die kostendeckende Vergütung war 2019 der Ausgleich für die gleichzeitig festgeschriebene Ausweitung der Sprechstundenzeiten um 25 Prozent. Während die finanziellen Mittel nun gestrichen werden, soll laut Vorstellung des Ministers die Mehrarbeit beibehalten werden. Doch die niedergelassene Ärzteschaft signalisiert klar: Die Praxen müssen und werden ihre Sprechstunden reduzieren.
Lauterbachs Wortbruch beim TSVG sorgt einerseits für Frust unter den Niedergelassenen und befeuert andererseits wirtschaftliche Sorgen angesichts steigender Kosten, einer historischen Energiepreisexplosion und eines existenziellen Fachkräftemangels in den Praxen. Hunderte Briefe sendeten Praxisinhaber deshalb in den letzten Tagen an ihre jeweiligen Wahlkreisabgeordneten und machten sie auf die unmittelbaren desaströsen Auswirkungen für Patienten aufmerksam.
Lauterbachs Politik wird zum Sargnagel der ambulanten Versorgung. Seine Fehlsteuerung der GKV-Finanzen ist dabei der Tropfen, der das Fass zu Überlaufen bringt:
Die desolate Umsetzung der Digitalisierung in den Praxen lässt vor allem das Praxispersonal verzweifeln: digitale Anwendungen werden erzwungen, kommen aber nicht zum Laufen. Für den offenbar völlig überteuerten und überflüssigen Konnektortausch in den Praxen werden hunderte Millionen verpulvert, die in der Versorgung fehlen.
Dazu kommt, dass Lauterbach die fertiggestellte und seit 30 Jahren überfällige Reform der ärztlichen Gebührenordnung aus ideologischen Gründen verschleppt.
Viele Praxisinhaber reagieren bereits jetzt mit vorzeitigem Ruhestand. Dr. Dirk Heinrich, der Bundesvorsitzende des Virchowbundes, berichtet: „Wir beobachten einen Anstieg der Praxisabgaben und stellen fest, dass häufig keine Nachfolger gefunden werden. Das ist fatal. Die Babyboomer werden nun in großer Anzahl die Versorgung verlassen und die ambulante Versorgung vor eine echte Zerreißprobe stellen. Dafür trägt Karl Lauterbach die Verantwortung.“
Quelle: Virchowbund