“Budgetierung ist der Anfang vom Ende einer guten Gesundheitsversorgung”, konstatiert Dr. Ulrich Tappe vom Berufsverband der niedergelassenen Magen-Darm-Ärzte. “Die Folgen sehen wir derzeit in der Kindermedizin. Wir begrüßen die Kehrtwende von Minister Lauterbach, der erstmals seit Jahren zumindest in diesem Bereich Budgetierung nicht weiter forcieren, sondern sogar aufheben will. Ein erster Schritt, hoffentlich nicht der Letzte!”
Volle Praxen und ein nicht gedeckter Leistungsbedarf, der desolate Zustand der Kinderversorgung in Deutschland bietet ein überdeutliches Beispiel: “Gespart wird immer in Richtung des geringsten Widerstands, am Ende immer auf dem Rücken der Schwächsten”, so Dr. Tappe. “Bei strukturellen Problemen aufgrund fehlender Finanzierung ist die Politik vor allem im ambulanten Bereich schon lange – und man möchte fast sagen systematisch – auf einem Auge blind. Wo Patienten keine starke Lobby haben, bleibt die Versorgung defizitär.
Im Bereich der Magen-Darm-Erkrankungen gibt es eine Reihe solcher Mängel, auf die der Berufsverband schon seit Jahren hinweist. Für niedergelassene Magen-Darm-Ärzte ist es schwierig, ein zufriedenstellendes Betreuungsangebot für Patienten mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen anzubieten, weil adäquate Betreuungspauschalen im Vergütungssystem einfach nicht vorkommen. Bei der Einführung innovativer Medikamente für chronisch an Hepatitis C erkrankte Patienten mussten sie wegen der systembedingten Finanzierungsbremse erhebliche Regressrisiken auf sich nehmen, wenn sie ihre Patienten mit heilenden Wirkstoffen versorgen wollten. Die langen Wartezeiten auf Magenspiegelungen sind ebenfalls auf Angebotsbeschränkungen zurückzuführen, die die Nachfrage völlig außer Acht lassen. Selbst im Bereich der Vorsorge, bei den Darmspiegelungen, mit denen Darmkrebs verhindert werden kann, sind die Vergütungen gekürzt worden.
“Wir waren lange stolz auf eines der besten Gesundheitssysteme der Welt”, so Dr. Tappe. “Inzwischen müssen wir feststellen, dass gerade die politisch schlecht organisierte flächendeckende vor-Ort Versorgung durch niedergelassene Ärzte in vielen Bereichen kaputtgespart wird, weil die betroffenen Patienten zu wenig Fürsprecher haben und immer weniger junge Ärzte bereit sind, sich unter diesen Bedingungen niederzulassen. Wir hoffen, dass die Budgetierung generell aufgehoben wird und eine leistungsorientierte Bezahlung im ambulanten Sektor erfolgt. Unsere Nachwuchsärzte erhalten damit Planungssicherheit, die ambulante Versorgung der Patienten vor Ort wird verbessert und gesichert.”
Berufsverband Niedergelassener Gastroenterologen Deutschlands e. V. (bng)