Berlin – Bei der Vorstellung des Eckpunktepapiers Notfallversorgung hat Rudolf Henke, 1. Vorsitzender des Marburger Bunds (MB), am 9. Mai die neue Abklärungspauschale kritisiert. Krankenhäuser dürfen sie abrechnen, wenn die Ärzte in einer Notfallambulanz zu der Einschätzung gelangt sind, dass ein Patient gar nicht dringlich behandelt werden muss, sondern am nächsten Tag auch eine Arztpraxis aufsuchen kann.
Eine 2-Minuten-Medizin erfordert Widerstand
Seit 1. April gebe es dafür 4,74 Euro, nachts das Doppelte, sagte Henke. Dafür würden zwei Arztminuten mit dem Wert von 86 Cent einkalkuliert. Er rief die Mitglieder des MB auf, sich „zivilcouragiert zu verweigern, wirklich in zwei Minuten fertig sein zu müssen“. Diese 4,74 Euro seien keine gangbare Vergütung. Entweder der GKV-Spitzenverband und die Kassenärztliche Bundesvereinigung änderten dies schleunigst, oder man erwarte vom Gesetzgeber, dass er tätig werde. Henke betonte, dies sei nicht in erster Linie ein Ruf nach mehr Geld. Aber seiner Meinung nach kann man den Zustand eines Patienten unmöglich in zwei Minuten einschätzen.
Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) hatte bereits vor Beginn der MB-Pressekonferenz ein Statement ihres Vorstandsvorsitzenden Dr. Andreas Gassen verbreitet. Darin ging es indirekt um die erwartete Forderung nach einer höheren Abklärungspauschale. „Das Thema Notfallversorgung ist ein zu wichtiges Thema, als dass es auf die Forderung nach mehr Geld für eine bestimmte Interessensgruppe reduziert werden sollte“, so Gassen. „Ich rufe die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) und den Marburger Bund dazu auf, mit uns in den Dialog zu treten.“
DKG fordert Nachbesserung über den Bewertungsausschuss
DKG-Hauptgeschäftsführer Georg Baum erklärte in einer ersten Reaktion: „Wir nehmen gerne den Ruf nach einer besseren Abstimmung und Zusammenarbeit auf.“ Eine Abklärungspauschale von 4,74 Euro sei aber unzureichend: „Es kommt der Verdacht auf, dass den Kliniken Behandlungskosten aufgebürdet werden, um die KV-Budgets zu schonen. Die 4,74 Euro verstärken diesen Fehlanreiz. Als Zeichen einer wirklich konstruktiv gemeinten Dialogbereitschaft fordern wir die KBV auf, den Bewertungsausschuss einzuberufen und den Beschluss über die 4,74 Euro umgehend zu korrigieren.“