Berlin – Bei der Installation und Anwendung der Komponenten für die Telematikinfrastruktur (TI) haben viele Arztpraxen nach wie vor technische Probleme. Dies geht aus einer aktuellen bundesweiten Umfrage des Ärzteverbandes MEDI GENO Deutschland hervor. Dr. Werner Baumgärtner, Vorstandsvorsitzender des Verbandes, appellierte an die Politik, die verpflichtende Einführung der neuen Technik zu verschieben.
Nach einer ersten Umfrage auf Landesebene, die von MEDI Baden-Württemberg im Juni durchgeführt wurde, hat der Dachverband MEDI GENO die Befragung zur TI nun auf Ärzte in ganz Deutschland ausgeweitet. An der Umfrage beteiligten sich 1.259 Praxen. Davon gaben 860 an, bereits mit dem TI-Konnektor zu arbeiten. 399 Praxen antworteten, dass sie noch keinen Konnektor haben oder noch keinen installieren können.
48 Prozent der Umfrageteilnehmer mit TI-Anschluss gaben an, seit der Konnektorinstallation Systemabstürze zu haben. Zu Verzögerungen im Praxisablauf durch den Echtzeitdatenabgleich komme es bei 64 Prozent der Befragten.
„Das sind alarmierende Ergebnisse. Diese Pannen und Verzögerungen belasten die Praxen erheblich“, so Baumgärtner. Das Hauptproblem bleibe aber, dass Praxen nach der TI-Installation die elektronische Gesundheitskarte 1, die sich immer noch im Umlauf befinde, oft nicht mehr einlesen könnten und deshalb für jeden Patienten ein aufwendiges Ersatzverfahren durchführen müssten.
Der MEDI GENO-Vorstandsvorsitzende nannte es einen „Skandal, dass die Praxen unter diesen Voraussetzungen unter gesetzlicher Strafandrohung gezwungen werden, den TI-Konnektor zu installieren.“ Er forderte daher, die Konnektortechnik durch eine unabhängige Stelle prüfen zu lassen. Außerdem appellierte er in einem Brief an Gesundheitsminister Jens Spahn, den Zeitpunkt der verpflichtenden Konnektoreinführung so lange zu verschieben, bis die elektronische Gesundheitskarte 2 komplett von den Krankenkassen eingeführt und die „Kinderkrankheiten“ der Konnektoren behoben seien.
Auch die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) macht sich weiterhin für eine Fristverlängerung für die TI-Anbindung stark. „Es ist heute schon klar, dass es bis Jahresende weder genügend Konnektoren noch ausreichend Kapazitäten an Technikern geben wird, um die Geräte innerhalb dieser kurzen Frist in bundesweit allen rund 100.000 Praxen zu installieren“, stellte KBV-Vorstandsmitglied Dr. Thomas Kriedel vor Kurzem nochmals klar.
Quelle: Pressemitteilungen MEDI GENO, KBV