Liverpool/Bristol – Wissenschaftler der Universitäten Liverpool und Bristol in Großbritannien haben eine Bandage aus Stammzellen entwickelt, die die Therapie von Meniskusrissen verbessern soll. Der „lebende Verband“ regt das Zellwachstum in der verletzten Region an und wurde nun erstmals an mehreren Patienten getestet – mit vielversprechenden Ergebnissen, so die Forscher.
Meniskusrisse sind eine der häufigsten Sportverletzungen, die sich allein in den USA und Europa jedes Jahr mehr als eine Millionen Menschen zuziehen. Da ein Großteil der Verletzungen die sogenannte weiße Zone, den nicht durchbluteten Bereich des Meniskusses betrifft, ist eine Wiederherstellung des verletzten Gewebes oft schwierig und die Heilungstendenz schlecht. Häufig wird deshalb, gerade von Sportlern, die operative Entfernung des geschädigten Meniskusgewebes vorgezogen. Dies kann allerdings zu einer Instabilität des Kniegelenks und einem erhöhten Arthroserisiko führen.
Stammzellverband regt Zellwachstum an
Der von den britischen Forschern entwickelte Stammzellverband soll den Meniskus dazu anregen, sich selbst zu regenerieren und Zellen zu produzieren, die das geschädigte Gewebe erneuern. Ein Prototyp der Bandage wurde nun bei fünf Patienten im Alter von 18 bis 45 Jahren getestet, die einen Riss in der weißen Zone des Meniskus erlitten hatten.
Dafür wurden aus dem Knochenmark der Patienten zunächst Stammzellen gewonnen. Diese wurden für zwei Wochen gezüchtet und danach auf eine Membran aufgebracht. Die so produzierte Stammzellbandage wurde den Patienten dann operativ an der verletzten Stelle des Meniskus eingesetzt und mit dem umgebenden Gelenkknorpel vernäht.
Drei von fünf Patienten erlangen volle Kniefunktion wieder
Laut den Forschern hatten alle fünf Patienten ein Jahr nach der Operation einen intakten Meniskus. Ein weiteres Jahr später hatten drei der fünf Patienten ihre normale Kniefunktion wiedererlangt. Bei den zwei anderen Patienten musste der geschädigte Bereich des Meniskus aufgrund eines erneuten Risses oder erneuten Symptomen entfernt werden.
Vorteile gegenüber chirurgischer Behandlung
„Die Ergebnisse der Studie sind sehr vielversprechend und eröffnen eine mögliche Alternative zu einem operativen Eingriff, mit der das geschädigte Gewebe repariert und die volle Kniefunktion wiederhergestellt werden kann“, erklärt Prof. Anthony Hollander, Leiter des Bereichs Stammzellbiologie an der Universität Liverpool.
Gegenwärtig forschen Hollander und sein Team an einer Möglichkeit, Stammzellen von Spendern zur Herstellung der Bandage zu verwenden. Dies reduziere einerseits die Kosten und mache anstelle von zwei nur noch eine Operation beim Patienten notwendig, so Hollander.
Von der neuen Methode könnten insbesondere junge Patienten und Sportler profitieren, erklärt Hollanders Kollegin Prof. Ashley Blom, Leiterin des Bereichs Orthopädische Chirurgie an der Universität Bristol. Denn das Risiko einer frühen Arthroseerkrankung, wie es bei der Meniskusentfernung besteht, werde damit deutlich reduziert.
Die Studie wurde am 15. Dezember 2016 unter dem Titel „Repair of Torn Avascular Meniscal Cartilage Using Undifferentiated Autologous Mesenchymal Stem Cells: From In Vitro Optimization to a First-in-Human Study“ online in der Fachzeitschrift Stem Cells Translational Medicine veröffentlicht.
Weitere Informationen und ein Video zu der neuen Behandlungsmethode finden Sie hier.
Quelle: University of Liverpool