Berlin – Die „Nationale VersorgungsLeitlinie nicht-spezifischer Kreuzschmerz”, deren zweite Auflage sich bis 29. September in der Kommentierung befindet, nennt als eine Zielsetzung auch folgende: „Die Optimierung der Erfassung psychosozialer und arbeitsplatzbezogener Risikofaktoren für eine Chronifizierung der Kreuzschmerzen bereits in der Initialphase der Erkrankung und eine stärkere Berücksichtigung des psychosozialen Managements.“ An dieser und anderen Passagen des Leitlinien-Entwurfs wird deutlich, dass behandelnde Ärztinnen und Ärzte häufig psychosoziale und psychosomatische Aspekte mitbedenken müssen.
Bereits im Februar 2016 wurden 4.352 Mitglieder des BVOU online nach ihrer Meinung zur Bedeutung der psychosomatischen Grundversorgung in ihrem Berufsalltag befragt. 397 Mitglieder nahmen teil (336 Männer, 61 Frauen). Der Großteil, nämlich 79%, war zwischen 40 und 60 Jahren alt. Die Rücklaufquote lag bei etwas über 9 %.
Rahmendaten und Responserate
90% der Teilnehmer arbeiten in einer Praxis oder in einem Medizinschen Versorgungszentrum (MVZ), jeweils 7% in einer Reha- oder konservativ ausgerichteten, 7% in einer operativ ausgerichteten Klinik, 1% für eine Behörde oder ein Amt (Mehrfachnennungen waren möglich). Das Gesamtkollektiv der Befragten bestand zu 75% aus in der Praxis tätigen und zu 24% aus in der Klinik tätigen Orthopäden und Unfallchirurgen. 70% sind vorwiegend konservativ tätig, 79% vorwiegend orthopädisch.
76% der Antwortenden haben bereits die Fortbildung in der psychosomatischen Grundversorgung durchlaufen, 19% haben dies noch vor. 76% der Umfrageteilnehmer sehen sich häufig mit psychosomatischen Fragestellungen konfrontiert.
Einschätzung der eigenen Kompetenz in Psychosomatik
66% der Umfrageteilnehmer fühlen sich für diese Aufgaben kompetent (26% sind unentschieden, 8% fühlen sich nicht kompetent). 76% der Kolleginnen und Kollegen, die bereits eine psychosomatische Grundausbildung durchlaufen haben, fühlen sich kompetent für die Behandlung psychosomatischer Leiden.
48% der Umfrageteilnehmer möchten ihre Kompetenz steigern (29% sind unentschieden, 23% brauchen nicht mehr Kompetenz). 63% sind an psychosomatischen Fortbildungen auf orthopädisch-unfallchirurgischen Kongressen interessiert (17% sind unentschieden, 19% sind daran nicht interessiert). Dies gilt auch für die Kolleginnen und Kollegen, die bereits eine psychosomatische Ausbildung durchlaufen haben.
Meine Kompetenz in der Psychosomatik
43 % der Antwortenden sind oder waren Mitglied einer Balint-Gruppe (externe Supervisionsgruppe für schwierige Arzt-Patient-Beziehungen). Von den Kollegen mit psychosomatischer Grundausbildung sind über die Hälfte (52%) aktiv in einer Balintgruppe organisiert.
Interpretation der Ergebnisse
Insbesondere konservativ tätige Ärzte für Orthopädie und Unfallchirurgie in Praxis und Klinik nahmen an dieser Online-Befragung über das BVOU-Portal teil. Die meisten der teilnehmenden Kollegen sehen sichmit psychosomatischen Fragestellungen konfrontiert und fühlen sich dabei kompetent ausgebildet. Über die Hälfte der Teilnehmer wünscht sich Fortbildungsveranstaltungen zu psychosomatischen Fragestellungen. Die Veranstalter der großen orthopädisch-unfallchirurgischen Kongresse und Seminare sollten diesem Bedürfnis nachkommen.
Hier gelangen Sie zur Anmeldung für das Seminar Psychosomatische Grundversorgung auf dem DKOU 2016.
Dr. Marcus Schiltenwolf (Heidelberg), Ulrich Peschel (Hamburg)
AG Psychosomatik der DGOU