Berlin/Palo Alto – Nach einer Knieendoprothese (Knie-TEP) bieten sich laut einer Meta-Analyse in „JAMA Surgery“ (2017; doi: 10.1001/jamasurg.2017.2872) eine Elektrotherapie und/oder eine Akupunktur an. Für Kryotherapie, präoperative Übungen und postoperative Physiotherapie ist die Beweislage nicht eindeutig. Darauf hat das „Deutsche Ärzteblatt“ (DÄ) vor kurzem in einem Beitrag hingewiesen.
Die Knie-TEP sei für die meisten Patienten mit großen postoperativen Schmerzen verbunden. Starke Opiate dagegen könnten jedoch leicht zu einer Abhängigkeit führen. Deshalb seien nicht pharmakologische Schmerztherapien, die den Einsatz von Opiaten verringern könnten, von Interesse, so das DÄ. Die klinische Datenlage sei aber alles andere als eindeutig, wie Wissenschaftler anlässlich der Sichtung und Auswertung von 39 randomisierten klinischen Studien erkannten, an denen rund 2.300 Patienten teilnahmen.
Akupunktur und Elektrotherapie als Optionen
Am besten belegt ist der Auswertung der Studie im DÄ zufolge der Nutzen von Elektrotherapie und Akupunktur. Die Elektrotherapie senkte die Opioiddosis in den Studien im Mittel um 3,50 Morphin-Äquivalente in Milligramm pro Kilogramm über 48 Stunden. Die Akupunktur war dagegen in der Lage, den Zeitpunkt bis zur ersten Opiatgabe (patientenkontrollierte Analgesie) um im Mittel 46,17 Minuten hinauszuzögern. Die Gesamtdosis der Opiate wurde dagegen nicht signifikant gesenkt. Auch die analgetische Wirkung der Akupunktur war begrenzt. Auf einer visuellen Analogskala von 0 bis 10 mm bewerten die Patienten die Schmerzlinderung im Mittel nur mit 1,14 mm.
Kryo- und Physiotherapie erbringen nur geringfügige Schmerzlinderung
Die Kryotherapie verminderte die Opioiddosis in den klinischen Studien nur um 0,13 Morphin-Äquivalente in Milligramm pro Kilogramm über 48 Stunden. Auf der visuellen Analogskala betrug die Schmerzlinderung nur 0,51 mm. Für die Wissenschaftler sei fraglich, so das DÄ, ob dies eine klinisch relevante Linderung ist.
„Eine Kryotherapie ist jedoch kostengünstig und bei einer gewissen Vorsicht auch komplikationslos. Beides kann von der kontinuierlichen passiven Bewegungsbehandlung nicht unbedingt behauptet werden. Die Physiotherapie ist personalintensiv und bei nicht sachgemäßer Durchführung nicht ohne Risiken. Umso überraschender ist, dass die Wirkung nicht sicher durch randomisierte Studien belegt ist. Die Ergebnisse der Studie bedeuten nicht, dass die Physiotherapie unwirksam ist. Es besteht jedoch Bedarf an weiteren klinischen Studien“, heißt es im Deutschen Ärzteblatt.
Quelle: Deutsches Ärzteblatt