Köln – Der Marburger Bund NRW/RLP hat vom 22. Juni bis zum 22. Juli 2019 erstmals eine digitale Umfrage unter Oberärztinnen und Oberärzte in NRW und RLP durchgeführt. Die 1.247 Teilnehmer arbeiten zu 42 Prozent in einem Krankenhaus mit kirchlichem Träger, zu 27 Prozent an einer kommunalen Klinik, zu 16 Prozent an einer Uniklinik und zu 15 Prozent an einer Klinik in privater Trägerschaft. Die Abteilungsgröße beträgt im Schnitt 75 Betten. 34,2 Prozent der Teilnehmer sind Oberärztinnen, 65,8 Prozent Oberärzte.
Oberärzte haben zu wenig Zeit für die Weiterbildung ihrer Assistenzärzte
Über 77 Prozent der an der Umfrage teilnehmenden Oberärztinnen und Oberärzte beklagen, dass sie nicht ausreichend Zeit für die Weiterbildung Ihrer Assistenzärzte haben. Lediglich 22,8 Prozent finden nach eigenen Angaben genug Zeit für die Weiterbildung des ärztlichen Nachwuchses. Nur jeder zweite Teilnehmer hat ferner ausreichende Möglichkeiten für seine eigene Fortbildung.
Administrative Tätigkeiten rauben Oberärzten wertvolle Zeit für Patienten
Zwei Drittel aller Oberärztinnen und Oberärzte beurteilen Ihre Arbeitssituation als gut oder befriedigend, 18,2 Prozent als ausreichend, 9,6 Prozent als mangelhaft und 1,9 Prozent als ungenügend. Gut 92 Prozent der Umfrageteilnehmer beklagen aber dennoch, dass sie täglich zwischen einer und vier Stunden ihrer wertvollen Arbeitszeit verlieren, weil sie nichtärztliche administrative Tätigkeiten ausführen müssen.
Interne ökonomische Vorgaben prägen oft die oberärztliche Tätigkeit
Was prägt Ihre ärztliche Tätigkeit? 69 Prozent der Teilnehmer gaben an, dass das Wohl der Patienten ihren Alltag prägt. 41,3 Prozent gaben an, das interne ökonomische Vorgaben ihre ärztliche Tätigkeit bestimmt. Das Gebot der Wirtschaftlichkeit gaben 39 Prozent als prägend an. Fast Dreiviertel der Umfrage-Teilnehmer gaben an, dass sie eigene medizinische Schwerpunkte setzen können.
Entlastung gibt jeder zweite Chefarzt und über 82 Prozent der ärztlichen Kollegen
Oberärzte erhalten offenbar wenig Unterstützung und Entlastung von der Geschäftsführung (Neun Prozent) oder Pflegedienstleitung (Vier Prozent). Aber jeder zweite Chefarzt und über 82 Prozent der Kolleginnen und Kollegen entlasten und unterstützen sie jedoch. Über 37 Prozent gaben an, dass auch Pflegekräfte sie entlasten und unterstützen.
30 Prozent erhalten keine übertarifliche Zulage oder Poolbeteiligung
42 Prozent der Oberärztinnen und Oberärzte gaben an, dass sie eine übertarifliche Zulage oder Poolbeteiligung erhalten. Knapp 30 Prozent der Oberärztinnen und Oberärzte erhalten jedoch keine übertarifliche Zulage oder Poolbeteiligung. Gut 29 Prozent der Oberärztinnen und Oberärzte beklagen, dass sie eine zu geringe Zulage oder Poolbeteiligung bekommen.
Überstunden werden oft weder vergütet noch mit Freizeit ausgeglichen
Über 28 Prozent der Oberärztinnen und Oberärzte erhalten für ihre geleisteten Überstunden keine Vergütung und keinen Freizeitausgleich. Über die Hälfte der Oberärztinnen und Oberärzte bekommen ihre Überstunden in Freizeit ausgeglichen. 26 Prozent bekommen eine finanzielle Vergütung, knapp zwölf Prozent in Form einer Pauschale.
Bereitschaftsdienst – jede fünfte Oberärztin und jeder fünfte Oberarzt geht leer aus
Jede fünfte Oberärztinnen und jeder fünfte Oberarzt erhält für Bereitschaftsdienst keine finanzielle Vergütung und keinen Freizeitausgleich. Über 61 Prozent bekommen Bereitschaftsdienst bezahlt, gut 20 Prozent nur einen Freizeitausgleich.
Rufbereitschaft – zwei Drittel erhalten finanzielle Vergütung
Besser sieht es bei der Rufbereitschaft aus: Fast 67 Prozent gaben an, dass sie finanziell entgolten wird, über 30 Prozent erhalten eine Pauschale. Nur 5,6 Prozent erhalten gar nichts. Die durchschnittliche Belastung liegt bei 21 Prozent der Umfrage-Teilnehmer unter zehn Prozent, bei 45 Prozent zwischen zehn und 25 Prozent, bei gut 33 Prozent darüber.
Quelle: Marburger Bund