Mithilfe der neuen Osteoporose-App lässt sich durch das Erfassen weniger Parameter das Risiko abschätzen, inwieweit innerhalb der nächsten drei Jahre eine durch Osteoporose bedingte Fraktur auftreten könnte.
Die neue Web App des Osteoporose Risikowissens des BVOU ist eine Anwendung, die über einen Webbrowser aufgerufen werden kann, ohne dass sie installiert werden muss. Der Vorteil liegt darin, dass sie plattformunabhängig ist und somit von verschiedenen Geräten aus genutzt werden kann, ohne spezielle Anpassungen vornehmen zu müssen. Zudem können Updates einfach über das Internet durchgeführt werden, sodass Benutzer immer auf die aktuellste Version zugreifen können.
Die BVOU-App „Osteoporose Risikowissen“ basiert auf der im September 2023 veröffentlichten Leitlinie. Darin wird das Frakturrisiko anhand diverser Parameter vom Alter über das Geschlecht und den T-Wert der DXA-Messung an der Hüfte (!) bis hin zu diversen Risikofaktoren und Begleiterkrankungen neu bemessen. Statt der früher üblichen Kalkulation eines 10-Jahres-Risikos wird nun auf ein kurzfristiges Intervall von drei Jahren abgestellt. Damit verbunden sind konkrete Empfehlungen für die Osteoporosediagnostik und verschiedene Therapiemaßnahmen. Erstmals befürwortet die Leitlinie ab einem hohen Frakturrisiko auch die osteoanabole Therapie.
Die neue Leitlinie hält diverse Tabellen und Algorithmen vor, womit das individuelle Frakturrisiko berechnet werden kann. Diese „papierbasierte“ Risikokalkulation ist der empfohlene Standard und sollte für jeden Patienten individuell durchgeführt werden.
Der BVOU hat sich entschlossen, mit der App „Osteoporose Risikowissen“ ein Tool zu entwickeln, das die papierbasierte Risikokalkulation nachvollziehen und das Ergebnis digital überprüfen kann. Die dafür herangezogenen Annahmen werden in der App transparent dargestellt.
Die App verwendet weder personenbezogene Daten noch gibt sie Therapieempfehlungen. Sie fungiert als ergänzendes Fortbildungstool zum Erschließen der Leitlinie und der darin enthaltenen Kalkulationsschritte.
Schnelle Risikoabschätzung
Ärzte, Pflegekräfte, weitere Gesundheitsberufe sowie interessierte Laien und Patienten können mit der Leitlinie und der App schnell und zuverlässig das individuelle Risiko bestimmen, innerhalb der nächsten drei Jahre eine durch Osteoporose bedingte Fraktur zu erleiden. Die Ergebnisse sollten dann mit einem Facharzt, idealerweise mit einem Osteologen mit DVO-Zertifikat, besprochen werden, um die richtigen Behandlungs- und Präventionsmaßnahmen einzuleiten.
Die App wurde aus Mitteln des BVOU ohne Industrieförderung finanziert. Sie ist als Fortbildungsinstrument konzipiert und vermittelt leitliniengerechtes Wissen zur Osteoporose. Die App soll dabei assistieren, sich für den Versorgungsalltag von Osteoporosepatienten fit zu machen. Dazu können verschiedene Fälle exemplarisch durchgerechnet und die Ergebnisse mit der Kalkulation auf Basis der Leitlinie abgeglichen werden. Durch kontinuierliche Vervollkommnung des Wissens und fallbasiertes Lernen unterstützt die App dabei, die über 440 Seiten starke Leitlinie zu erschließen und im Arbeitsalltag handhabbar zu machen. Deshalb wurde die Leitlinie auch in die App integriert und steht jederzeit zur Vertiefung der gewonnenen Erkenntnisse zur Verfügung.
Sachgerechte Dokumentation
Für die leitliniengerechte Behandlung von Osteoporosepatienten wird der exakten Dokumentation der Kalkulationsergebnisse zukünftig eine besondere Bedeutung zukommen. Notieren Sie deshalb neben dem T-Wert und Ihrem Kalkulationsergebnis (Frakturrisiko in %) auch die zwei maßgeblichen Risikofaktoren und den ermittelten (Gesamt-)Indikationsfaktor. So können Sie auch im Rahmen von Regressdiskussionen nachweisen, dass Sie leitliniengerechte Osteoporosetherapie betreiben.
Dr. Johannes Flechtenmacher, Karlsruhe
Schatzmeister des BVOU
Dr. Jörg Ansorg, Berlin
Geschäftsführer des BVOU