Berlin – Der Verband der Privaten Krankenversicherungen (PKV) hat seine langjährigen Argumente gegen die Einführung einer Bürgerversicherung in einer aktuellen Broschüre mit Infografiken und kurzen Thesen neu zusammengestellt. Darauf weist der stellvertretende BVOU-Landesobmann in Bayern, Dr. med. Karl-Heinz Conrad, hin.
Der Broschüre zufolge fürchtet jeder sechste Arzt einer Emnid-Umfrage zufolge, dass er seine Praxis ohne Privatversicherte nicht mehr weiterführen könnte. „Denn im Fall einer Bürgerversicherung würden die niedergelassenen Ärzte jedes Jahr mehr als sechs Milliarden Euro einbüßen“, heißt es in dem Flyer, „das Gesundheitssystem insgesamt sogar mehr als 12 Milliarden Euro. Damit würde jede Arztpraxis im Schnitt über 50.000 Euro pro Jahr verlieren. Auch Hebammen, Physiotherapeuten und Zahnärzte wären in ihrer Existenz gefährdet.
Der SPD-Gesundheitsexperte Dr. Karl Lauterbach, ein vehementer Befürworter der Bürgerversicherung, war auf dieses Argument zuletzt Ende Juli im „Tagesspiegel“ eingegangen. Im Interview wurde er gefragt, ob Ärzte im Fall einer Bürgerversicherung den Gürtel enger schnallen müssten. Lauterbach antwortete: „In den Kliniken zahlen die Privaten jetzt schon die gleichen Fallpauschalen. Der Unterschied besteht vor allem bei niedergelassenen Fachärzten. Das wollen wir komplett ausgleichen. Ich rechne hier mit einer Kostenverlagerung von allenfalls vier bis fünf Milliarden Euro. Wir sorgen dafür, dass den Ärzten in der Summe keine Honorare durch die Hintertür gekürzt werden. Wir erwarten aber in bestimmten Bereichen, etwa bei der massiv überteuerten und in der PKV viel zu stark genutzten Labormedizin, deutliche Einsparungen.”