Ziel einer postoperativen Versorgung mit Orthesen ist der Schutz des Operationsergebnisses. Bei Operationen am Vorfuß wie Operationen des Hallux Valgus und/oder der Kleinzehen gelingt dies durch gute Entlastung des Vorfußes. Des Weiteren ist oftmals eine Spitzfußprophylaxe durch Schienen, Gipsverbände oder Walker sinnvoll. Hierdurch kann auch eine bessere Abschwellung und insgesamt ein Schutz des OP-Ergebnisses erreicht werden. Wichtig ist hier eine einfache und gut verständliche Funktionsweise. Und schließlich soll eine schneller Wiedergewinn der Mobilität erreicht werden.
Operationen am Vorfuß
Nach Hallux Valgus und Hallux Rigidus-Operationen sowie Operationen an den Kleinzehen findet der Vorfußentlastungsschuh seine Anwendungen, andere Anwendungen sind Wunden im Vorfußbereich, auch solche im Rahmen des diabetischen Fußsyndroms.
Der Vorfußentlastungsschuh ist regelhaft universell sowohl für den linken als auch den rechten Fuß einsetzbar. Es handelt sich um ein bewährtes Konzept aufgrund von jahrelangen Erfahrungen. Es gibt Vorfußentlastungsschuhe mit Vorfuß-Plateau und solche mit durchgehender Sohle. Vorfußentlastungsschuhe durchgehender Sohle erreichen die Entlastung über eine durchgehende Schuhbodenversteifung, Pufferabsatz und Mittelfußrolle sowie Dämpfungselemente beim Auftritt.
Bei Vorfußentlastungsschuhe mit Vorfuß-Plateau wird diese Entlastung durch die Absenkung der Ferse mit Vordehnung der Wadenmuskulatur und einer Reduktion der Schrittlänge erreicht. In biomechanischen Studien konnte belegt werden, dass durch Vorfußentlastungsschuhe im Fersenbereich eine Reduktion des plantaren Druckes von 62 %, im Mittelfußbereich bis zu 85 % und im Bereich der Großzehe von 66 % erreicht werden kann. (Abb. 1)
Bei Versorgung von Patienten mit einem Fußteilentlastungsschuh mit durchgehender Sohlenkonstruktion wurde in eigenen Untersuchungen ein deutlich höheres Komfortgefühl angegeben im Vergleich mit Versorgung mit „Balkon“-Vorfußentlastungsschuh. Die plantaren Druckverhältnisse zeigten pedobarografisch im Rahmen der Insole Messung eine deutliche Reduktion der auf den Vorfuß wirkenden Kräfte, insbesondere im Bereich der Großzehe, die den Druckwerten beim herkömmlichen Vorfußentlastungsschuh mit Balkon (Barouk-Schuh) entsprach.Es zeigte sich ein deutlich verbessertes harmonisiertes Gangbild mit weniger Waden- oder über Rückenbeschwerden.
Bei der Versorgung mit einem herkömmlichen Vorfußentlastungsschuh mit Vorfuß-Plateau ist oft ein alternierendes Gehen schwierig und manchmal sieht man Patienten unter Vollbelastung ein alternierendes Gehen mit Abrollen über den Vorfußbalkon, was dann zu einer sehr hoher Druckverteilung unter der Großzehe führt. (Abb. 2)
Operationen an Mittel- und Rückfuß
Nach Mittel-/Rückfußoperationen oder Operationen am Sprunggelenk ist oftmals eine Therapie mit Schienenversorgung zur Spitzfußprophylaxe und auch besseren Abschwellung in eine industriell hergestellten Walkerorthese sinnvoll.
Gerade bei rekonstruktiven OPs, Fersenbeinosteotomien oder Double-/Triple-Arthrodesen ist dies zur Reduktion der auf den Rückfußwirkenden (Scher-) Kräfte eine gute Option. Auch scheint die Abschwellung in einer Lagerungsorthese besser zu gelingen. Vorteile einer abnehmbaren Walkerorthese sind die Möglichkeit einfacherer Wundkontrollen durch leichtes Abnehmen und wieder Anlegen sowie ein hoher Komfort durch vollflächige Weichbettung der Fußsohle bei Möglichkeit des Einbringens einer Einlegesohle. Bei manchen Walkerorthesen ist die Sohle abnehmbar. Dies ist gerade beim Tragen als Lagerungsorthese im Bett hygienisch von Vorteil. Auch bieten Walkerorthesen einen guten Stoßschutz zur Verletzungsprophylaxe (Abb. 4).
Eine weitere Möglichkeit ist die Rückfußentlastung beispielsweise nach Fersenbeinfrakturen in einer Rückfußentlastenden Orthesen (Orthese nach Settmer-Münch).
Nach Achillessehnenverletzungen ist bei vielen Walkerorthesen die Möglichkeit einer standardisierten Spitzfußeinstellung gegeben – sei es durch die Einlage von Fersenkeilen oder durch Einstellen eines Gelenkes am Walker.
Bei sehr aufwendigen Mittel-/Rückfuß- und Sprunggelenksoperationen beispielsweise beim Hohlfuß mit komplexen Sehnentranspositionen oder nach Luxationsfrakturen am Fuß kann postoperativ auch eine Retention im Gips notwendig werden. Dies kann beispielsweise als abnehmbarer Kunststoffgips individuell durch gute Gipspfleger hergestellt werden. Vorteil des Gipses ist die individuelle Anpassung an die anatomischen Strukturen und eine geringere Bewegungsmöglichkeit des Fuß-/Sprunggelenkes wie dies im Walker durchaus der Fall ist.
In der nächsten Phase der Rehabilitation nach Erlauben der Vollbelastung ist oft eine orthopädieschuhtechnische Versorgung beispielsweise mit Weichschaumeinlagenversorgung getragen in einem Sportschuh mit guter dämpfender Sohlenkonstruktion sinnvoll. Moderne Sportschuhe oder Walkingschuhe sind meist mit einer sehr guten Sohlenrolle und Pufferrollabsatz konzipiert (Abb. 5a, b).
Nach Rückfußoperationen wie komplexer Hohlfuß- oder Knickplattfußkorrektur oder posttraumatisch kann bei Bedarf auch ein orthopädischer Innenschuh in Kombination mit einer zurückgelegten Ballenrolle am Konfektionsschuh das OP-Ergebnis zuverlässig sichern. In manchen Fällen besteht auch postoperativ die Indikation zur einer dauerhaften orthopädischen Maßschuhversorgung.
Zusammenfassung
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die post-Operative Hilfsmittelversorgung das OP-Ergebnis sichern kann. Ziel ist eine schnelle Mobilisierung und Schutz des OP-Ergebnisses. Je nach operativem Eingriff stehen hier Verbandsschuhe, Vorfußentlastungsschuhe, Walkerorthesen oder Gipsverbände meist in Kunststofftechnik zur Verfügung. Auch orthopädieschuhtechnische Maßnahmen wie individuelle Einlagenversorgungen, Zurichtungen am Konfektionsschuh, orthopädische Innenschuhe bis hin zum orthopädischen Schuh können zum gutem OP-Ergebnis
beitragen.
Dr. Hartmut Stinus