Berlin – Der Verband der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte unterstützt die heutige Protestaktion der medizinischen Fachangestellten (MFA) vor dem Brandenburger Tor. „MFA und Ärzteschaft stehen Schulter an Schulter beim Protest gegen die Gesundheitspolitik von Minister Karl Lauterbach“, betont Dr. Christiane Wessel, stellvertretende Bundesvorsitzende des Virchowbundes. „Unsere Ziele sind dieselben: Wertschätzung für den ambulanten Bereich und eine gesicherte Finanzierung der Regelversorgung.“
„Politik und Krankenkassen machen es sich leicht, indem sie den Schwarzen Peter einfach den Ärzten und Zahnärzten zuschieben. Doch mit ihrer fehlgerichteten Sparpolitik haben sie viele Praxen in akute Existenznot gebracht. Für die Inflation und horrend gestiegenen Kosten gibt es keinen angemessenen Ausgleich“, sagt Wessel. Auch ein Corona-Bonus für MFA wurde bislang verweigert.
„Der Fachkräftemangel kann nicht von den Praxen alleine bekämpft werden. Wir leisten bereits unseren Beitrag, mit (von den Kassen nicht mitgetragenen) Tariferhöhungen, freiwilligen Boni und dem Vorschlag einer Vier-Tage-Woche bei vollem Lohnausgleich. Bleiben Politik und Kassen bei ihrer Verweigerungshaltung, müssen wir unsere Leistungen der Vergütung anpassen und die Sprechzeiten reduzieren.“
Der Verband medizinischer Fachberufe hatte bereits Unterstützung für die Virchowbund-Idee einer Vier-Tage-Arbeitswoche signalisiert. Diese soll den MFA-Beruf durch verbesserte Arbeitsbedingungen attraktiver machen.
Aktuell leiden 75 Prozent der haus- und fachärztlichen Praxen unter dem Fachkräftemangel, da u. a. die Krankenkassen ausgebildete MFA mit deutlich höheren Gehältern aus der Versorgung abwerben. Das Geld dafür stammt aus den Beiträgen der Versicherten.
SpiFa: Ambulante Strukturen sind systemrelevanter denn je!
Auch der Spitzenverband Fachärzte Deutschlands e.V. (SpiFa) fordert die Wertschätzung der Leistungen von MFA seitens der Bundesregierung und unterstützt die Protestaktion des Verbandes medizinischer Fachberufe (VMF) in Berlin.
„Deutschlands Fachärztinnen und Fachärzte sprechen ihre ausdrückliche Unterstützung für die Protestaktion am heutigen Tage aus,“ so Dr. Christian Albring, 3. Vorsitzender des SpiFa. „Es ist Zeit, dass die Verantwortlichen in der Gesundheitspolitik, aber auch die öffentlichen Medien endlich den Beitrag der in der ambulanten Versorgung tätigen Menschen für unser Gesundheitssystem wertschätzen und finanziell anerkennen.“
Gerade die Patientenversorgung während der Pandemie habe bewiesen, wie wichtig ambulante Strukturen seien: in dieser medizinischen Krisensituation wurden neun von zehn Patienten in der ambulanten Versorgung behandelt, auch das Impfgeschehen während der Pandemie wäre ohne ambulante Strukturen und den unermüdlichen Einsatz von medizinischen Fachangestellten nicht denkbar gewesen.
„Die Ampelkoalition hat es sich zum Ziel gemacht, auch medizinische und zahnmedizinische Fachangestellte als Gesundheitsberufe stärken zu wollen. Es ist höchste Zeit, endlich Taten folgen zu lassen,“ so Albring weiter. Der Fachkräftemangel sei bereits jetzt bedrohlich und werde sich weiter verschärfen. Hinzu komme das Problem, dass viele MFA in Pflegedienste und die Krankenhäuser abwandern, wo oftmals attraktivere Arbeitsbedingungen als in budgetierten Praxen winken. „Ambulante Strukturen sind relevanter denn je. Die Politik muss dies durch konkrete Maßnahmen endlich anerkennen und MFAs, ZFAs, aber auch den niedergelassenen Fachärztinnen und Fachärzten, nicht nur verbale Wertschätzung zuteilwerden lassen.“
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