Osnabrück – Die Deutsche Wirbelsäulengesellschaft (DWG) verbindet als Gesellschaft alle an der Wirbelsäule und ihrer Erkrankungen tätigen Ärzte durch Förderung von wissenschaftlichen Aktivitäten, durch Fortbildung und Qualitätssicherung. Sie ist zu einem Zusammenschluss von Orthopäden, Unfallchirurgen und Neurochirurgen geworden, die seit nur mehr 13 Jahren Interdisziplinarität pflegen. Das Engagement in diesem Bereich hat die gegenseitige Akzeptanz massiv erhöht und einen erheblichen Zugewinn an Verständnis für die Thematik gebracht. Der Jahreskongress, der sich zu Europas meistbesuchter Wirbelsäulentagung entwickelt hat, ist hierfür ein gutes Beispiel. Fortbildungsmodule im Bereich der Wirbelsäulenchirurgie aber auch der konservativen Wirbelsäulentherapie werden gemeinsam von allen beteiligten Fachdisziplinen veranstaltet. Sie fördern in besonderem Maße ein interdisziplinäres Verständnis für den Bereich der Wirbelsäule und verbessern richtungsweisend die Kompetenz für alle an der Wirbelsäule tätige Ärzte.
Der DWG fehlt jedoch als wissenschaftlicher Gesellschaft die Möglichkeit auch eine berufspolitische Kompetenz zu entwickeln. Diese wird von ihren Mitgliedern aber gefordert.
2017 bekamen wir vom Vorstand der DWG das Mandat nach einer Alternative im Sinne der Mitglieder der DWG zu suchen. Schnell war klar, dass ein eigenständiger „Spatenberufsverband“ keine sinngreifende Lösung ist. Eine Akzeptanz in den allgemeinen und standesrechtlichen Gremien wie Gesundheitsministerium, Ärztekammern, kassenärztlichen Vereinigungen etc. wäre nicht zu erreichen, auch widerspräche dieses dem Konzept der bisher praktizierten Interdisziplinarität von Orthopäden, Unfallchirurgen und Neurochirurgen. Bei ersten Kontakten mit den Berufsverbänden der Nachbardisziplinen stießen wir auf erhebliche Ablehnung für unser Anliegen. Aber die Präsentation des erfolgreichen und aktiv gelebten Konzepts der fachlichen Interdisziplinarität in der DWG, die zu einem nicht unerheblichen Nutzen für alle Berufsgruppen geführt hat, war schließlich ein überzeugendes Argument für die Vorstände des Berufsverbandes Deutscher Neurochirurgen (BDNC) und BVOU das Projekt eines gemeinsamen Referates Wirbelsäule mitzutragen.
Dieses Referat bildet eine Schnittstelle zwischen beiden Berufsverbänden und ermöglicht einerseits ihren Mitgliedern themenspezifische Aktivitäten zu entwickeln, aber auch bei der Mitarbeit in den Gremien von BDNC und BVOU Spezialwissen einfließen zu lassen.
In der Zwischenzeit ist gemeinsam mit den Vorständen der beiden Berufsverbände eine Geschäftsordnung für das Referat Wirbelsäule entwickelt worden. Nach der Geschäftsordnung schlägt die DWG den geschäftsführenden Vorständen der Berufsverbände einen Leiter und einen Stellvertreter des Referates vor. Die Besetzung erfolgt paritätisch mit einem Neurochirurgen und einem Orthopäden/Unfallchirurgen. Vorgeschlagen wurden als Gründungsvorsitzende Prof. Michael Winking und Prof. Michael Rauschmann. Leiter und Stellvertreter werden im Weiteren von den geschäftsführenden Vorständen der Berufsverbände in Absprache mit dem jeweils anderen Berufsverband ernannt und sind Mitglieder der erweiterten Vorstände. Als Mitglied kann sich jeder operativ, konservativ und interventionell an der Wirbelsäule tätige Arzt engagieren.
Zu den Arbeitsgebieten werden u.a. neben der Mitarbeit in den Gremien für Gebührenordnungen, auch die Mitarbeit und Beratung im Vertragswesen einschließlich neuer Vertragsformen wie Selektivverträge etc. gehören. Auch wird das Referat Wirbelsäule die Mitglieder der Berufsverbände bei den Landesärztekammern, Kassenärztlichen Vereinigungen sowie weiteren Gremien der (gemeinsamen) Selbstverwaltung unterstützten. Ein Engagement bei den speziellen Bedürfnissen von niedergelassenen Wirbelsäulenchirurgen ist ebenso Teil des Betätigungsfeldes wie die Unterstützung der Delegierten der Berufsverbände auf europäischer Ebene beim UEMS. Geplant sind neben der Fortführung des bereits seit einigen Jahren etablierten Ärzte- und Juristentages auch Fortbildungskurse zu Themen wie Management und Versorgungskonzepten.
Auch das 2015 von der DWG ins Leben gerufene Zweitmeinungsportal soll aus Sicht der DWG dem Referat zugeordnet und weiterentwickelt werden. Es war unter der Vorstellung eingerichtet worden, wirbelsäulenchirurgische Spezialisten, die die Fortbildungsmodule durchlaufen und ihre chirurgische Expertise neben dem Facharzt für Neurochirurgie bzw. Orthopädie/Unfallchirurgie durch das Masterzertifikat der DWG nachgewiesen haben, zur Patientenberatung zu gewinnen. Das Zweitmeinungsportal steht den Patienten flächendeckend zur Verfügung und erfreut sich zunehmenden Interesses. Es bedarf jedoch der Anpassung an die sich ändernden gesundheitspolitischen Anforderungen.
Um die selbstgestellten Aufgaben bewältigen zu können und das Referat Wirbelsäule rasch zu einem integralen Gremium in den Berufsverbänden zu entwickeln, bedarf es aktiver Mitstreiter. Jeder der sich auf dem Feld der Wirbelsäule engagiert, wird aufgerufen, sich in das Referat einzubringen.
Prof. Michael Winking, Osnabrück
Dr. Michael Rauschmann, Frankfurt am Main