Berlin – 81 Prozent aller Rückenschmerz-Fälle, die im Krankenhaus behandelt werden, könnten auch ambulant versorgt werden, also rund 231.000. Bei Gonarthrose wären es 58 Prozent (110.000), bei Krankheiten der Sehnen und Weichteilgewebe 73 Prozent (134.000). Zu diesem Ergebnis kommen die Autoren einer kürzlich vom Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) geförderten Studie, für die Daten aus dem Jahr 2012 ausgewertet wurden.
Die Analyse basiert auf dem Konzept der ambulant-sensitiven Diagnosen. Ihm liegt „die Annahme zugrunde, dass Krankenhausfälle infolge bestimmter Diagnosen durch effektives Management chronischer Erkrankungen, effektive Akutbehandlungen im ambulanten Sektor oder Immunisierungen vermieden werden könnten“. So beschreibt es die Gesundheitsökonomin Prof. Leonie Sundmacher in einem Beitrag für den Zi-Versorgungsatlas. Verwendet wurden Angaben aus der DRG-Statistik.
Forderung nach weniger Arztsitzen ist nicht nachvollziehbar
Auffallend ist den Zi-Angaben zufolge, dass in Regionen, die einen verhältnismäßig hohen Anteil an niedergelassenen Orthopäden vorweisen, die Anzahl der stationär behandelten Fälle und Patienten niedriger liegt. „Die Forderung nach weniger ambulant tätigen Fachärzten, und das gilt auch für Orthopäden, ist deshalb nicht nachvollziehbar“, sagte Dr. Dominik von Stillfried, Geschäftsführer des Zi. Verringert man nach seiner Darstellung die Arztsitze der Orthopäden, steigen die Behandlungskosten in den Krankenhäusern. Außerdem sinken die Operationszahlen in einer Region, je höher die Dichte an Orthopäden ist, da vermehrt konservativ behandelt wird, so das Zi. Genauere Daten dazu hat das Institut mit der Pressemitteilung allerdings nicht vorgelegt.
Die Liste der ambulant-sensitiven Diagnosen, aus denen das Zi seine Schlüsse ableitet, beruht auf der sogenannten Delphi-Methode. Kern sind mehrere Befragungsrunden von Experten mit regelmäßigen Feedbacks und dem Ziel der Konsensfindung. Sundmacher und Mitautoren weisen darauf hin, dass die Experten der Delphi-Runden unter dem Strich 20 Prozent aller Krankenhausfälle tatsächlich für vermeidbar hielten. Betrachte man nur die als Notfälle gekennzeichneten Fälle, so seien es noch circa acht Prozent.
Quelle: Zi