Bremen – Nach einem operativen Eingriff wollen Patienten in der Regel nicht nur schnell wieder auf die Beine kommen, sondern auch schnell wieder zurück in die berufliche Tätigkeit. Wie lang dies im Durchschnitt dauert und welche Faktoren die Genesung beeinflussen, hat eine Forschergruppe nun bei arthroskopischen Eingriffen an der Schulter untersucht. Das Ergebnis: Im Durchschnitt waren die Patienten nach einer subacromialen Dekompression 82 Tage krankgeschrieben. Die Dauer der Physiotherapie dagegen lag nur bei durchschnittlich 64 Tagen.
Die Studie wurde gemeinsam vom Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie, dem Kreiskrankenhaus Osterholz, der Universitätsmedizin Göttingen und der AOK Bremen/Bremerhaven durchgeführt. Die Forscher analysierten die Daten von insgesamt 660 Versicherten der AOK Bremen/Bremerhaven, bei denen zwischen 2010 und 2012 Gelenkspiegelungen an der Schulter durchgeführt worden waren.
Dauer der Arbeitsunfähigkeit oft länger als vermutet
Patienten, bei denen eine subacromiale Dekompression, zum Beispiel aufgrund eines Impingement-Syndroms, durchgeführt worden war, waren nach dem Eingriff im Durchschnitt 82 Tage krankgeschrieben. „Dies ist wahrscheinlich erheblich länger, als viele Betroffene und Behandler vor der Operation für möglich halten“, erklärt Prof. Dr. Marius von Knoch, Chefarzt der Orthopädischen Schulterchirurgie am Kreiskrankenhaus Osterholz und einer der Studienleiter. Eine präoperative Prognose zur notwendigen Dauer der Krankschreibung nach dem Eingriff könne damit nicht immer realistisch getroffen werden, betonen die Forscher in ihrer Studie.
Bei Patienten, die eine arthroskopische Behandlung eines Rotatorenmanschettendefekts erhalten hatten, betrug die Dauer der Arbeitsunfähigkeit nach dem Eingriff durchschnittlich 157 Tage. Die höhere Komplexität des Eingriffs wirkte sich demnach deutlich auf die Dauer der Arbeitsunfähigkeit aus. Neben der Komplexität der Operation verlängerte auch ein höheres Alter des Patienten (über 50 Jahre), sowie eine bereits erfolgte Krankschreibung vor dem Eingriff die Dauer der anschließenden Arbeitsunfähigkeit signifikant.
Physiotherapie für schnellere Genesung entscheidend
Einen weiteren zentralen Faktor bildete die Physiotherapie. Patienten, die im Anschluss an den Eingriff keine Physiotherapie erhalten hatten, waren durchschnittlich 111 Tage krankgeschrieben – Patienten mit Physiotherapie dagegen nur 89 Tage. Bei denjenigen Patienten, die eine Physiotherapie erhalten hatten, dauerte diese im Schnitt 64 Tage und war damit erheblich kürzer, als die durchschnittliche Zeit der Krankschreibung. Laut den Forschern sollten sich zukünftige Studien deshalb mit der Frage auseinander setzen, ob eine längere Physiotherapie die Dauer der Arbeitsunfähigkeit möglicherweise verkürzen könnte.
Die Studie ist unter dem Titel „Duration of sick leave after inpatient shoulder arthroscopy in Germany – Analysis of health care data” am 5. Mai 2016 online in den Archives of Orthopaedic and Trauma Surgery erschienen.