„Der SpiFa bekennt sich ausdrücklich zur notwendigen Diskussion über die Veränderung des Berufsbildes ,Arzt’. Dabei spielt Veränderung durch die Nutzung neuer Medien und Technologien, aber auch das Wissen und Können anderer nichtärztlicher Berufe sicher eine Rolle. Deutlich zu machen ist dabei jedoch, dass eine jede Leistung, die im Rahmen von Diagnose und Therapieentscheidung eines Arztes veranlasst oder verordnet wird und am Ende ihre Legitimation und Rechtfertigung aus dem Vertrauensverhältnis von Arzt und Patient findet, eindeutig in der Verantwortung des Arztes bleiben muss.“
Heilmittelerbringer wollen Direktzugang
Die Kritik bezieht sich unter anderem auf den Entwurf eines Positionspapiers der CDU zum Gesundheitswesen, der derzeit kursiert. Die Unionsfraktion im Bundestag hatte zudem Ende März einen Kongress veranstaltet. Thema war die Kooperation zwischen ärztlichen und nichtärztlichen Gesundheitsberufen. Ute Repschläger, Vorstandsvorsitzende des Spitzenverbands der Heilmittelverbände, lobte dort die Anstrengungen der Koalition für die Heilmittelerbringer, sagte aber, ihre wirkliche Forderung sei der Direktzugang zur Versorgung: „Wir wollen den Ärzten nichts wegnehmen, aber unsere eigenen Kernkompetenzen nutzen.“ Allerdings wäre es ihrer Meinung nach im Sinne der Patientensicherheit notwendig, dass diejenigen, die den Direktzugang beanspruchen wollen, eine Prüfung ablegen beeziehungsweise entsprechende Nachweise vorlegen.
Akademisierung bringt nicht automatisch mehr Geld
Weitere Vertreter der Heilmittelerbringer forderten mehrheitlich ein Ende des Schulgelds, eine bessere Bezahlung, die Akademisierung der Heilberufe und mehr Autonomie. Klaus-Jürgen Lotz, Präsident des Bundesinnungsverbands für Orthopädie-Technik, regte an, man solle sich bei der Diskussion um die Zusammenarbeit ärztlicher und nicht-ärztlicher Gesundheitsberufe mehr auf die Frage konzentrieren, wie man gemeinsam den Therapieerfolg gewährleiste: „Wenn ein Arzt meine Fachkompetenz als Orthopädietechniker nicht sieht, kann ich mich zu Tode studieren.” Seine Lehrlinge fragten zudem nicht nach der Akademisierung, sondern danach, was sie später verdienen könnten. Prof. Dr. Frank Ulrich Montgomery, Präsident der Bundesärztekammer, sprach sich für eine Teil-, aber gegen eine Vollakademisierung der Heilberufe aus.
Man müsse die medizinische Verantwortung angesichts sich abzeichnender künftiger Versorgungsengpässe auf mehr Schultern verteilen, hatte Dr. Georg Nüßlein, stellvertretender Vorsitzender der Unionsfraktion im Bundestag, beim Kongress betont. Eine Neujustierung hin zu einer Partnerschaft auf Augenhöhe müsse gleichwohl gut abgewogen und durchdacht werden. Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe sagte: „Wichtig ist, dass die Modellprojekte jetzt gemacht werden.“ Damit bezog er sich auf Modellprojekte zur Blankoverordnung, die im Gesetz zur Stärkung der Heil- und Hilfsmittelversorgung (HHVG) vorgesehen sind. Damit trage man auch dem Selbstverständnis eines Berufs Rechnung, selbst über das zu entscheiden, was man am besten könne, so Gröhe.
Diagnose und Therapieplanung sind ärztliche Aufgaben
Der BVOU hatte sich bereits im Februar mit Kritik geäußert. „Eine Diagnose zu stellen und daran anschließend mit dem Patienten gemeinsam die Therapie zu planen, notwendige Heil- und Hilfsmittel wie zum Beispiel Physiotherapie zu verordnen und den Verlauf der Genesung zu kontrollieren und zu bewerten – all das zählt zu den ärztlichen Aufgaben“, betonte BVOU-Präsident Dr. Johannes Flechtenmacher damals. „Teile davon lassen sich nicht ohne Risiken auf andere Berufsgruppen wie zum Beispiel Physiotherapeuten übertragen.“ Aktuell hatte der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberberg, Dr. med. Norbert Metke, kritisiert, dass im Rahmen der Blankoverordnung Physiotherapeuten die Dauer der Therapie festlegen.