Berlin – „Wir können nur immer wieder darauf hinweisen, dass es fachärztliche Leistungen gibt, die über den gesetzlichen Leistungskatalog hinausgehen und dem Patienten zur Verfügung gestellt werden können und oft sogar müssen, um eine leitliniengerechte Behandlung der Versicherten zu ermöglichen.“ Mit diesen Worten hat Dr. Christian Albring, Vorstand im Spitzenverband der Fachärzte Deutschlands e.V. (Spifa), auf die jüngste Veröffentlichung des „IGeL-Monitor“ zu Individuellen Gesundheitsleistungen (IGeL) reagiert. Sie ist für ihn „Ärztebashing“.
Stoßwellenbehandlung bei Fersenschmerzen „tendenziell positiv“
Anlass war eine Bilanz nach fünf Jahren IGeL-Monitor. Danach wird keine IGeL positiv bewertet, drei aber tendenziell positiv. Dazu zählt die Stoßwellenbehandlung bei Fersenschmerzen. Bei 15 Angeboten kommen die Bewerter zu dem Schluss, die Schaden-Nutzen-Bilanz sei unklar. 17 IGeL werden als tendenziell negativ eingestuft, vier als negativ. „Was auffällt ist, dass trotz vieler IGeL-Anwendungen keine überzeugenden Nutzenbelege vorgelegt werden. Konkret bedeutet dies, dass viele IGeL keine Chance hätten, im Gemeinsamen Bundesausschuss als notwendige GKV-Leistungen anerkannt zu werden“, hatte Dr. Peter Pick erklärt, Geschäftsführer des Medizinischen Dienstes des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen e.V. (MDS). Der MDS ist Initiator und Auftraggeber des IGeL-Monitors. Finanziert wird er vom GKV-Spitzenverband.
Spifa: gute Aufklärung ist selbstverständlich
„Die wiederholte Generalverurteilung der gesamten Ärzteschaft, ihren Patienten Selbstzahlerleistungen vom Praxispersonal geradezu aufdrängen zu lassen, verunsichert Patienten, sät Misstrauen und beschädigt das Arzt-Patienten-Verhältnis“, so eine weitere Kritik des Spifa. Die fachärztliche Aufklärung über Nutzen und Mehrwert von Selbstzahlerleistungen in jedem individuellen Fall sei für die Fachärzteschaft selbstverständlich.
MDS-Geschäftsführer Pick hatte zu diesem Thema erklärt: „Fünf Jahre IGeL-Diskussionen haben sich durchaus auf das Verhalten der Ärzteschaft ausgewirkt. Der Umgang der Ärzte mit IGeL hat sich verbessert: Ärzte bieten mehr Informationen zu den IGeL an und unterstützen so die Patienten bei der Abwägung der Vor-und Nachteile einer Leistung und ermöglichen ihnen so eine freie Entscheidung. Aber es gibt nach wie vor auch Ärzte, die IGeL als ,Lizenz zum Gelddrucken‘ sehen und die den Patienten gegenüber entsprechend agieren.“
Insgesamt nutzen den eigenen Angaben des IGeL-Monitor zufolge etwa 2.000 Menschen pro Tag das Angebot. Im Jahr 2012 waren es etwa 1.600 Personen.