Sport und Arthrose der großen Gelenke müssen sich nicht gegenseitig ausschließen, vielmehr kann die richtige Dosis an Sport sogar förderlich für den Verlauf der Arthrose sein. Allerdings müssen hierfür durch eine individuelle und multimodale Therapie die entsprechenden Voraussetzungen geschaffen werden.
Der fortschreitende Verschleiß vor allem der Knie- und Hüftgelenke schränkt unsere Patienten sehr häufig in dem Ausmaß Ihrer Bewegung ein und es entsteht eine Art „Teufelskreislauf“ aus Schmerz, Entzündung, Bewegungsarmut, Rückgang der Muskulatur und häufig Gewichtszunahme. Durch eine entsprechende konservative Therapie kann bei vielen Patienten jedoch frühzeitig und effektiv entgegengewirkt werden.
Multimodales Therapievorgehen
Eine genaue Anamnese, die körperliche Untersuchung und eine entsprechenden bildgebenden Diagnostik sind essentiell zur Feststellung des aktuelle Status des Patienten. Natürlich muss in diesem Zuge auch die Möglichkeit einer gelenkerhaltenden operativen Therapie (z.B. einer Umstellungsosteotomie) bedacht und ggf. diskutiert werden.
Autologes Conditioniertes Plasma (ACP)
Falls man sich zusammen mit dem Patienten zu einem konservativen Vorgehen entschließt, ist der erste Punkt die Reduktion des Schmerzes und somit der Entzündung des Gelenkes. Dies ist unabdingbar um weitere Schritte einleiten zu können um schließlich die Sportfähigkeit wieder herzustellen.
Da hier ein möglichst langanhaltender Therapieerfolg wünschenswert ist, beginne ich meine multimodale Therapie sehr häufig mit 3-5 ACP Injektionen. Im Fokus steht hier nicht mehr nur das Kniegelenk, sondern in zunehmender Häufigkeit auch das Hüftgelenk. Prospektive randomisierte Studien und eine zunehmende Zahl an Metaanalysen belegen einen Vorteil gegenüber der Behandlung mit kortisonhaltigen Präparaten. Hyaluron sehe ich eher als eine Ergänzung der ACP Therapie als eine Alternative und so behandele ich viele Patienten mit ACP und Hyaluron, gerade bei fortschreitender Arthrose.
Zeitgleiche Therapie
Direkt zum Behandlungsbeginn werden folgende unterstützende Maßnahmen begonnen um den Behandlungserfolg der ACP Therapie zu unterstützen:
- Supplementation von Entzündungshemmenden und die Gelenkhomöostase optimierenden Nahrungsergänzungsmitteln (NEM) und die Knorpelmatrix unterstützenden Substanzen.
- Ernährungsoptimierung und Gewichtsreduktion (wenn nötig) unbedingt beginnen.
- Aufbau von Tiefenstabilität (vor allem Rumpf).
- Keine zusätzliche körperliche Belastung (zum täglich normalen Umfang).
- Kein Sport für mindestens 6 Wochen und bis zur deutlichen Reduktion von Schmerz und Entzündungszustand des Gelenkes.
- Einlagenanpassung (wenn sinnvoll) und Ganganalyse.
Folgender Schrittweiser Aufbau bis zum Return-to-Sport
Nachdem im besten Fall sowohl Schmerz als auch Entzündungszustand zurückgegangen sind, folgt der schrittweise Aufbau bis hin zur Zielsportart. Wichtig ist hier sich Zeit zu nehmen und in einem möglichst verbesserten Allgemeinzustand schrittweise die sportliche Belastung zu steigern:
- NEMs und vor allem Ernährungsoptimierung weiter (Gewichtsmanagement).
- Physiotherapie weiter.
- Fahrradfahren und Übergang zum Cross-Trainer.
- Beinachsenstabilität und Krafttraining untere Extremität als wichtigster Baustein.
- Schrittweiser Aufbau der Multi-direktionalen Belastung, gerne nach Return-to-Activity Protokoll). Hierdurch Freigabe zur „Zielsportart“.
Natürlich sollte man, wenn es um die Rückkehr zum Sport von Arthrose Patienten geht, realistische Ziele setzen und auch die Zielsportart mit dem Patienten diskutieren. Ich glaube allerdings nicht, dass ein Sportverbot, oder das Verbot einer spezifischen Sportart sinnvoll ist. Vielmehr geht es darum den Patienten wieder in Bewegung zu bringen und hierfür ist es unumgänglich, dass diese sportliche Betätigung dem Patienten auch Spaß macht.
Studienlage
- Sehr viele Metaanalysen zur positiven Wirkung von ACP/PRP. W. Belk et al. American Journal of Sports Medicine 2021.
- Kombinationstherapie von ACP und Hyaluron zeigt kein erhöhtes Risiko im Vergleich zur Einzeltherapie. Zao et al. BMC Musculuskeletal Disorders 2020.
- Joggen ist kein „Arthrose-Treiber“ und erhöht nicht die Progression der Arthrose im Kniegelenk. H. Lo et al. Clin Rheumatol. 2018 Sep;37(9):2497-2504.
- Krafttraining mit positivem Einfluss auf Knie- und Hüftarthrose. L. Goh et al. Sports Med. 2019 May;49(5):743-761.