Berlin – Gehirnerschütterungen bei Sportlern werden vielfach nicht erkannt und zudem oft bagatellisiert. In dieser Einschätzung waren sich Ärzte und Vertreter des Bundesinstituts für Sportwissenschaft (BISp) einig. Der Sportausschuss des Deutschen Bundestags hatte die Experten Mitte Juni zu einem nicht-öffentlichen Fachgespräch eingeladen. Vor den Abgeordneten sprachen sie sich dafür aus, eine Sensibilisierung für die Problematik bei Sportlern, aber auch bei Ärzten zu schaffen und regionale Vorsorgekonzepte zu entwickeln.
Gehirnerschütterung erhöht allgemeines Verletzungsrisiko
Wer eine Gehirnerschütterung hat und zu schnell wieder spielt, trage ein hohes Risiko, sich eine zweite Gehirnerschütterung zuzuziehen, sagte der Neurologe Dr. Andreas Gonschorek vom Berufsgenossenschaftlichen Unfallkrankenhaus Hamburg. Er forderte, in keinem Fall den Sportler selber darüber entscheiden zu lassen, ob er weiterspielen könne. Abgesehen von eventuellen Spätfolgen erhöhe eine Gehirnerschütterung auch das allgemeine Verletzungsrisiko, weil dem Sportler die Reaktionsfähigkeit fehle.
Es gebe in dem Bereich einen hohen Wissensbedarf, sagte Ingo Schmehl vom Unfallkrankenhaus Berlin. Wie seine eingeladenen Kollegen engagiert sich der Neurologe bei der Hannelore Kohl Stiftung im Projekt “Schütze Deinen Kopf”. Dr. Claus Reinsberger, Leiter des Sportmedizinischen Instituts der Universität Paderborn, beklagte, dass es im deutschen Spitzensport keinen Behandlungspfad bei Kopfverletzungen gebe. Die Versorgung des Sportlers hänge davon ab, ob der jeweilige Arzt die oft nicht leicht zu erkennenden Symptome einer Gehirnerschütterung erkenne.
Quelle: „heute im bundestag“