Magdeburg/Greifswald – Der Unterbringungskomfort kann es nicht gewesen sein, der Dr. Jan Philipp Schüttrumpf so begeistert hat an der ersten FORTE Summer School im portugiesischen Faro. „Ich habe auf dem Campus gewohnt und mir ein kleines Zimmer geteilt mit jemandem, den ich vorher nicht kannte“, erzählt Schüttrumpf. Gleichwohl fand er das erste fünftägige europäische Weiterbildungsangebot für Assistenzärztinnen und -ärzte sowie junge Fachärztinnen und Fachärzte für Orthopädie und Unfallchirurgie sehr gelungen.
Organisiert hatte es die europäische Vereinigung der Assistenzärzte in O und U (FORTE steht für Federation of Orthopaedic and Trauma Trainees in Europe) Ende August. Die Summer School konnte als Vorbereitung auf das europäische Facharztexamen (EBOT) genutzt werden, dessen Anerkennung allerdings von Land zu Land variiert, oder zur persönlichen Fortbildung.
„Wir wurden sehr herzlich empfangen, es herrschte eine lockere Lernatmosphäre, die Wege auf dem Campus zu den Veranstaltungen waren sehr kurz – und die Kolleginnen und Kollegen, die Vorlesungen und Fallbesprechungen anboten, kamen aus ganz Europa und waren teilweise sehr bekannte Vertreterinnen und Vertreter ihrer Subspezialität“, lobt der 35-Jährige. Er arbeitet derzeit als Oberarzt am Universitätsklinikum in Magdeburg, absolviert die Weiterbildung Spezielle Unfallchirurgie und war einer der vier Stipendiaten, deren Teilnahme an der FORTE Summer School der BVOU finanziell unterstützt hat. Außer Schüttrumpf reisten Dr. Nicholas Beckmann (Heidelberg), Dr. Nils Rosshirt (Heidelberg) und Dr. Chong Zhang (Greifswald) nach Faro.
Beeindruckende Fallbesprechungen mit Prof. em. Reinhold Ganz
„Die Inhalte der einzelnen Veranstaltungen waren sehr gut“, resümiert Schüttrumpf. Für unerfahrenere Kolleginnen und Kollegen waren demnach die Veranstaltungen im Vorlesungsstil das Richtige, für Erfahrene die Fallbesprechungen und Vertiefungen. Diese seien teilweise faszinierend gewesen, sagt er, beispielsweise die von Prof. em. Reinhold Ganz. Der heute 77-Jährige war von 1981 bis 2004 Chefarzt am Berner Inselspital und ist einer der bekanntesten Hüftspezialisten weltweit. Der Nachwuchs in Faro war begeistert, dass eine Kapazität wie Ganz eigens angereist war. Interessant sei zudem gewesen, die unterschiedlichen Vorgehensweisen in den europäischen Ländern kennenzulernen, fand Schüttrumpf. Teilnehmer und Referenten der Summer School kamen aus 22 europäischen Ländern. Das bot eine gute Grundlage für einen Erfahrungsaustausch.
Schüttrumpf ist aber nicht nur mit neuem Wissen und mit vielen Eindrücken zurückgekehrt, sondern auch mit einer Urkunde für die beste Fallvorstellung. „Ich hatte einen kurzen Powerpoint-Vortrag vorbereitet zu einer Metallentfernung, die nicht optimal lief, habe gefragt, wie die Kollegen vorgegangen wären, und dann unseren Weg aufgezeigt“, berichtet er. Dafür gab es im Wettstreit mit drei Kollegen die Auszeichnung.
Erst eine holprige Planung – dann eine beeindruckende Fortbildung
Voller positiver Eindrücke ist auch PD Dr. Axel Sckell aus Faro zurückgekommen. Sckell, Oberarzt an der Universitätsmedizin Greifswald und Mitglied im geschäftsführenden BVOU-Vorstand, hatte sich bereiterklärt, zwei Tage lang als Referent teilzunehmen. Weil es die erste Summer School war und die FORTE-Veranstalter nur ein kleines Budget zur Verfügung hatten, sei die Planung etwas holprig verlaufen, erzählt Sckell amüsiert: „Drei Monate vorher kannte ich noch nicht einmal das Programm, und dann sollte ich sieben Kurzvorträge und Fallbesprechungen mitbringen.“
Vor Ort lief dann seinem Eindruck nach aber alles: „Die Veranstalter haben eine tolle Woche hinbekommen. Es ist ihnen gelungen, Referenten zu gewinnen wie Prof. Ganz. Oder wie Prof. Manoj Ramachandran aus London, der Chefarzt einer großen kinderorthopädischen Abteilung ist und ein Spezialist der Traumaversorgung.“ Sckell haben, so wie Schüttrumpf, ebenfalls die unterschiedlichen Vorgehensweisen der Kollegen aus anderen europäischen Ländern nachdenklich gestimmt. „Es wird nicht alles so gemacht wie bei uns, das wird einem erneut klar“, sagt er. „Es gibt einfach unterschiedliche Wege zu behandeln.“