Berlin – Ein FAB in Berlin ist das, was anderswo Druckbetankung heißt: Morgens Schmerztherapie, mittags Kinderorthopädie, nachmittags Wirbelsäulenerkrankungen. „Ich denke, dass ich mich am Ende der Woche schon gut vorbereitet auf die Facharztprüfung fühlen werde“, sagt PD Dr. med. Nael Hawi, einer der Absolventen des sechstägigen Facharztvorbereitungs-Refresherkurses (FAB). Diesen hat die ADO (Akademie Deutscher Orthopäden des Berufsverbandes für Orthopädie und Unfallchirurgie) Ende Juni zum 20. Mal veranstaltet.
Das Besondere: Hawi ist einer von zwei Stipendiaten, deren FAB die ADO gemeinsam mit der Firma ottobock finanziert hat. BVOU.net hat den angehenden Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie von der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) interviewt: zu seinen bisherigen Erfahrungen in der Weiterbildung, dem Stoff im Kurs – und wieso seine Berufswahl früh feststand.
BVOU.net: Herr Dr. Hawi, wie war es für Sie, von der Stipendienvergabe zu erfahren?
Hawi: Super! Danke an alle Sponsoren für das Stipendium! Hätte ich es nicht bekommen, hätte ich aber trotzdem an dem Kurs teilgenommen. Ich hatte großes Interesse daran, die vielen Themen des Fachs vor der Prüfung noch einmal sehr kompakt nachzuvollziehen.
BVOU.net: Was haben Sie vom FAB erwartet?
Hawi: Ich habe erwartet, dass der Kurs einen kompletten Ritt durch die Orthopädie und Unfallchirurgie bietet. Gleichzeitig habe ich mir überlegt, wie das eigentlich gehen soll, weil das Fach ja so breit gefächert ist. Aber das Programm ist straff. Wir fangen morgens um acht Uhr an, und die Vorträge gehen dann teilweise bis in die frühen Abendstunden. Es ist viel Stoff. Aber dadurch, dass man die Präsentationen alle noch einmal in digitaler Form bekommt, kann man ihn gut nacharbeiten. Ich denke, dass ich mich am Ende der Woche schon gut vorbereitet auf die Facharztprüfung fühlen werde.
BVOU.net: Haben Sie sich auf ein Thema des Kurses besonders gefreut?
Hawi: Mich hat eher der Überblick gereizt.
BVOU.net: Wie ist Ihre Weiterbildungszeit bisher verlaufen?
Hawi: Ich habe in der Unfallchirurgie der MHH angefangen und so früh das gesamte traumatologische Spektrum kennengelernt. In der MHH hat man zudem die Möglichkeit, sich in der Forschung einzubringen. Hinzu kamen dann Rotationen für jeweils ein Jahr in die Helios Endo Klinik Hamburg und in das Deutsche Schulterzentrum / ATOS Klinik München. Das Fach Orthopädie und Unfallchirurgie ist sehr vielfältig und facettenreich. Mir haben die verschiedenen Stationen die Möglichkeit gegeben, mich mit verschiedenen Herangehensweisen vertraut zu machen. Letztendlich muss man sich überlegen, welche Schwerpunkte man setzen will. Das führt dazu, dass man mit bestimmten Bereichen weniger Kontakt hat. Ich bin mit meiner Wahl und meinem Weg bisher aber sehr zufrieden und bin meinen jeweiligen Ausbildern dankbar.
BVOU.net: Häufig ist zu hören, die Weiterbildung sei zu unstrukturiert, und es gebe zu wenig Feedback. Und bei Ihnen?
Hawi: Das ist sicher von Klinik zu Klinik unterschiedlich. Für den Facharzt sind teilweise Klinikwechsel erforderlich. Das kann schon dazu führen, dass die Weiterbildung nicht ganz strukturiert verläuft. Im Rahmen der Evaluationsgespräche hat man aber schon die Möglichkeit, Feedback zu bekommen, Defizite anzusprechen und die Weiterbildung zu planen. Vieles hängt jedoch von der Klinikleitung und den vorhandenen Ressourcen ab. Für mich ist es sehr gut gelaufen, ich bin sehr zufrieden.
BVOU.net: Hat Ihnen irgendein Element gefehlt in der Weiterbildung?
Hawi: Zur unfallchirurgischen Klinik der MHH gehört neben dem üblichen unfallchirurgischen und orthopädischen Spektrum mit Notaufnahme, Poliklinik und operativer Versorgung eine eigene, von Unfallchirurgen betreute Intensivstation. Die Klinikmitarbeiter besetzen auch die Rettungsmittel, also Notarzteinsatzfahrzeug und Rettungshubschrauber. Dadurch ist eine sehr breit gefächerte Weiterbildung gewährleistet. Ich fühle mich für den weiteren Weg, vor allem für Notfallsituationen, ganz gut vorbereitet.
BVOU.net: Im ambulanten Bereich sind Sie nicht tätig gewesen?
Hawi: Nein, ich habe meine Ausbildungszeit komplett in Kliniken absolviert.
BVOU.net: Was hat bei Ihnen zur Entscheidung geführt, die Weiterbildung in O + U zu machen?
Hawi: Ich bin familiär geprägt. Durch meinen Vater hatte ich bereits früh Einblick in die Unfallchirurgie und empfand den Bereich als sehr reizvoll. Während des Studiums war bei mir schnell klar, dass es entweder die Unfallchirurgie oder die Orthopädie wird. Daher war es perfekt, dass es dann eine gemeinsame Weiterbildung Orthopädie und Unfallchirurgie gab. Es ist ein immens großes Spektrum, man hat jedoch die Möglichkeit, Schwerpunkte zu setzen. Das macht schon Spaß.
Das Interview führte Sabine Rieser.
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