Weimar – Am 5. Juli.2019 fand in den Räumen der Kassenärztlichen Vereinigung Thüringen die Jahresveranstaltung der Landesgruppe Thüringen statt. Die Mitglieder wurden in einem Vortrag von Sven Auerswald, Hauptgeschäftsführer der KV Thüringen, über den aktuellen Stand der Umsetzung des TSVG informiert. Dabei wies Herr Auerswald ausdrücklich auf Schwachstellen und mögliche Probleme in der Umsetzung des TSVG hin. Insbesondere gab er zu bedenken, dass bei Annahme eines Neupatienten die Mehreinnahme für den annehmenden Facharzt lediglich die Differenz zwischen der Summe der EBM-Leistungen laut EBM-Katalog und der individuellen Vergütungsquote beträgt, der Überweiser jedoch pauschal 10 € erhält (z.B. Neupatient 45 Jahre, Cervicothorakalsyndrom bei BWS-Blockierung, Untersuchung und Chirotherapie der HWS/BWS, Verordnung von Physiotherapie und NSAR, Abrechnung der EBM-Ziffern 18211, 18220 und 30201, Vergütung lt. EBM 19,70 € +3,36 € + 7,68 € = 30,74 €, nach HVM in Thüringen bei beispielsweise Individueller Vergütungsquote von 75% (in etwa Durchschnitt eines Thüringer Facharztes, im Honorarbescheid nachzulesen) würde die Auszahlung 23,05 € betragen. Somit wäre die Honorarmehreinnahme für diesen Neupatienten für den Orthopäden 7,69 € bei gleichzeitiger Blockierung eines Termins für eigene Patienten sowie Belastung des Heilmittel- und Medikamentenbudgets. Die hierbei erbrachten Leistungen werden nach dem ersten Jahr des TSVG auch noch arztindividuell bereinigt. Dem gegenüber steht unverändert die Vermittlungsprovision von 10 € für den Hausarzt ohne größeren Aufwand und ohne Budgetbelastung. Daher erfolgte auch durch den Hauptgeschäftsführer die Empfehlung, im ersten Jahr nach Inkrafttreten des TSVG keine exorbitanten Leistungssteigerungen durch Behandlung von TSS-Patienten anzustreben.
Im Anschluss erfolgte die Neuwahl des Landesvorstandes Thüringen. Der bisherige stellvertretende Landesvorsitzende, Dr. Albrecht Straub, kandidierte nicht mehr für die neue Wahlperiode. Ihm wurde für seine Arbeit und seinen Einsatz insbesondere als Bindeglied zum stationären Sektor gedankt. Für ihn kandidierte als stationär tätiger Kollege Herr Dr. Timo Zippelius (Waldkliniken Eisenberg). Die anderen Mitglieder des Landesvorstandes Dr. Christian Gessner, Dr. Sabine Krannich, Dr. Ole Goßerau, Dr. Jochen Zink und Dr. Jens Krannich traten zur Wiederwahl an. Weiterhin kandidierte Dr. Tobias Wüstefeld ebenfalls für den Vorstand. Dr. Wüstefeld vertritt derzeit die Interessen von O und U in der Vertreterversammlung der KV Thüringen. Alle Kandidaten wurden ohne Gegenstimmen gewählt Dr. Jens Krannich ist alter und neuer Landesvorsitzender, neuer Stellvertreter ist Dr. Christian Gessner. Alle anderen Gewählten übernehmen die Funktion als Bezirksvorsitzende.
Die Veranstaltung wurde fortgesetzt mit einem Vortrag von Herrn Dickert, Mitarbeiter der IT-Abteilung der KV Thüringen, zum Thema der Telematikinfrastruktur (TI). Hierbei zeigte sich, dass die von vielen Kollegen gehegten Zweifel an der Praktikabilität und Sicherheit nicht unbegründet sind. Es wurde die Grundstruktur der TI erläutert, die Problematik „neuer“ mobiler und stationärer Kartenlesegeräte diskutiert (zeitlich befristete Lösung!) und mögliche Sicherheitslücken der TI erklärt. Es wurde gezeigt, dass die bei vielen Praxen erfolgte parallele Installation des Routers zwar einfacher, billiger und bequemer ist und die weitere Fernwartung von Dienstleistern ermöglicht, diese jedoch als „Einfallstor“ aus dem Internet erhebliche Sicherheitslücken aufweist und derzeit bei Datenverlusten eine unklare Haftungssituation vorliegt. Diese Installationsweise scheint bei ca. 90% der Praxen mit IT Anschluss vorzuliegen. Anschließend wurde anhand von Zahlen die Anschlusssituation aller Ärzte und der Orthopäden in Thüringen aufgezeigt. Zum 16.05.19 zeigte sich ein Ausstattungsgrad aller Ärzte von 52,2% (Orthopäden 53%), 32% (29%) hatten die Bestellung angezeigt. Die anderen Kollegen haben diesbezüglich noch keine Aktivität gezeigt. Da der elektronische Heilberufsausweis derzeit noch nicht zwingend ist (erst im Rahmen der elektronischen Patientenakte), wurde in Thüringen bis Mitte Mai erst ein einziger Ausweis ausgestellt. Insgesamt waren die Anwesenden nach der Besprechung dieses Themas eher beunruhigt, insbesondere wegen der angesprochenen Sicherheitsaspekte.
Dr. Jens Krannich, BVOU-Landesvorsitzender Thüringen