Mi(ni)ster Digital Health Jens Spahn hat die Digitalisierung im Gesundheitswesen in den letzten Jahren schnell und intensiv vorangetrieben. Verbunden mit dieser ergeben sich zahlreiche neue Rechtsfragen. Diesen widmet sich das im Januar 2022 in erster Auflage neu erschienene Rechtshandbuch E-Health Digital Health im juristischen Fachverlag Beck. Autoren sind neben den herausgebenden Münchner Rechtsanwälten Dr. Wolfgang A. Rehmann und Dr. Christian Tillmanns fünfzehn weitere deutsche Juristen mit entsprechend langjähriger Expertise. Diese bieten wertvolle Hilfestellung bei der Lösung der vielfältigen im Zusammenhang mit der Nutzung moderner Informations- und Kommunikationstechnologie im Gesundheitswesen auftretenden rechtlichen Fragestellungen.
Das 483 Seiten umfassende Handbuch ist übersichtlich in drei große Kapitel gegliedert. Kapitel 1 bietet eine kurze Einführung zu E-Health-Technologien und deren Anwendung. Kapitel 2 beleuchtet auf 130 Seiten die grundlegenden gesetzlichen Rahmenbedingungen: Medizinprodukte-, Datenschutz-, ärztliches Berufs-, Erstattungs- und Heilmittelwerberecht. Kapitel 3 wendet sich auf 325 Seiten den einzelnen Anwendungsformen zu: Telemedizin, Apps, 3D-Druck und additive Fertigung, künstliche Intelligenz, elektronische Patientenakte und elektronische Gesundheitskarte, Gesundheitsportale und Telemedizindienste, Software zur Diagnoseunterstützung, Patientencompliance- und Adhärenzprogramme, Krankenhaus- und Praxissoftware, E-Care und E-Rezept. Dabei wird dann jeweils detailliert auf die Berührungspunkte zu den relevanten Rechtsgebiet eingegangen.
Im Fokus des Buches stehen somit aktuelle technische Innovationen der Gesundheitsversorgung. Autoren und Verlag wollen zwar Krankenhausverwaltungen, niedergelassene Ärzteschaft, Krankenkassen und Rechtsanwaltschaft ansprechen, die Thematik ist jedoch insgesamt recht komplex und sicher nur für unmittelbar mit E-Health-Themen beruflich enger befasste Personen oder besonders Interessierte von praktischer Relevanz. Der reine Anwender wird im Regelfall nicht so tief in die Fragestellungen eintauchen wollen, wie sie im Buch hervorragend und qualifiziert beantwortet werden. Deutlich werden bei der Lektüre auch die hohen Anforderungen, Chancen und Risiken entsprechender IT-Produkte einschließlich der Haftungsfragen. Für uns Ärzte sind am ehesten die Kapitel über Telemedizin (z. B. Gutachten und Zeugnisse ohne persönliche Untersuchung anwesender Patienten, Haftung bei Fernbehandlung), Haftung des ärztlichen Behandlers bei App-Einsatz, ePA (Berechtigung und Zugriff, Datenlöschung, Sicherheit) und Haftung bei der Nutzung von Arztsoftware von Interesse. Auch zum Problemthema Telematik Infrastruktur (TI) findet man die dahingehend relevanten Gesetzesparagrafen kommentiert. Abgerundet werden die Kommentare mit zahlreichen Verweisen auf Literatur und Urteile und ein umfangreiches Abkürzungs- und Stichwortverzeichnis.
Dr. med. Karsten Braun, LL. M.
BVOU-Referat Presse/Medien