Berlin – Mehr als die Hälfte der bundesdeutschen Bevölkerung gibt an, dass bei einem medizinischen Notfall das Krankenhaus die erste Anlaufstelle ist. Ein Drittel nennt eine Haus- oder Facharztpraxis. Das geht aus den Ergebnissen einer repräsentativen Umfrage des forsa-Instituts hervor. Auftraggeber war der Katholische Krankenhausverband Deutschlands e.V. (kkvd). Während in Orten mit weniger als 5.000 Einwohnern das Krankenhaus von 48 Prozent als erste Anlaufstelle genannt wurde, waren es in Städten mit mehr als 100.000 Einwohnern 59 Prozent.
Forsa hatte auch nach der Akzeptanz von sogenannten Integrierten Notfallzentren gefragt. „Diese würden an bestehenden Kliniken angesiedelt werden, allerdings würden sie nicht bei allen Krankenhäusern eingerichtet werden“, hieß es zur Erläuterung. Eine Verbesserung der Wartezeiten in einer Erstanlaufstelle versprechen sich davon rund 40 Prozent der Befragten, ebenso viele eine Verschlechterung. 14 Prozent sind unentschieden. Am skeptischsten zeigten sich Frauen über 45 Jahre (47 Prozent: Verschlechterung).
Knapp die Hälfte erwartet eine qualitative Verbesserung durch integrierte Lösungen
Im Hinblick auf eine erwartete verbesserte Qualität der Notfallversorgung ist die Bevölkerung etwas optimistischer. 48 Prozent erwarten diese von integrierten Notfallzentren als erster Anlaufstelle, 14 Prozent sind unentschieden. Bei den jungen Menschen bis 29 Jahre sind zwei Drittel von einer Verbesserung überzeugt, bei den über 45-Jährigen 44 Prozent.
Der kkvd nutzte die Umfrage zu einer Kritik an derzeit diskutierten Notfallplänen. Eine Option ist dabei, dass integrierte Notfallzentren zwar von Krankenhäusern und Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) gemeinsam getragen, aber nur von den KVen betrieben werden. „Dieses Konstrukt stellt für die Klinikträger keine zukunftsfähige Alternative dar“, sagte Bernadette Rümmelin, Sprecherin der kkvd-Geschäftsführung. Sie forderte, die Notfallversorgung extrabudgetär über einen gemeinsamen Topf für Krankenhäuser und KVen zu vergüten.
Auch die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) hat sich vor kurzem erneut zu dem Thema geäußert. Anlass war der Tag des Bereitschaftsdienstes am 11. Oktober. „Dazu gehört, die Rufnummer 116117 rund um die Uhr zu schalten, um Bürger, die kurzfristige ärztliche Behandlung suchen, über das Telefon in die richtige Versorgungsebene zu leiten”, sagte KBV-Vorstand Dr. Stefan Hofmeister. „Der zweite Paradigmenwechsel, den wir ins Auge fassen, ist die Konzentration von einer begrenzten Zahl von Portalpraxen an Kliniken, die gemeinsam von Vertragsärzten und Klinikärzten betrieben werden. So erst ergeben Portalpraxen einen Sinn: Ambulante Notfallversorgung findet dann ausschließlich dort statt“, sagte er. Gemeinsam mit dem KBV-Vorstandsvorsitzenden Dr. Andreas Gassen stellte er klar, dass es nicht eine bundeseinheitliche Lösung gebe. Vielmehr wüssten die jeweiligen KVen am besten, wie die passenden Lösungen vor Ort aussehen könnten.
Quellen: kkvd, KBV