Berlin – Unter 62 geförderten Forschungsprojekten des Innovationsfonds sind auch verschiedene Projekte aus der Orthopädie und Unfallchirurgie sowie der Notfall- und Akutversorgung. Nachdem der Innovationsausschuss im Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) Anfang Dezember bereits seine ersten Förderungen für Projekte im Bereich neuer Versorgungsformen bekanntgegeben hat, wurden nun auch die geförderten Projekte zur Versorgungsforschung veröffentlicht. Sie werden mit 75 Millionen Euro unterstützt.
Versorgungssituation bei Wirbelsäuleneingriffen
Eines dieser Projekte, initiiert von der Technischen Universität Dresden, der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie sowie dem Wissenschaftlichen Institut der AOK, beschäftigt sich mit der Versorgung von Patienten mit Wirbelsäulenoperation. Gerade im Bereich der Wirbelsäulenchirurgie wird immer wieder Kritik laut, es werde zu häufig oder vorschnell operiert. Das Projekt DEWI (Determinanten bei der Versorgung von Patienten mit Wirbelsäulenoperation) will die aktuelle Versorgungssituation erfassen und die relevanten Einflussfaktoren für Wirbelsäuleneingriffe analysieren. In einem abschließenden Workshop mit Patientenvertretern, ärztlichen Vertretern und Gesundheitspolitikern sollen die Ergebnisse diskutiert und Handlungsempfehlungen für eine bedarfsgerechte Versorgung entwickelt werden.
Notfallversorgungsstrukturen verbessern
Das Projekt INDEeD (Inanspruchnahme und sektorenübergreifende Versorgungsmuster von Patienten in Notfallversorgungsstrukturen in Deutschland) untersucht die Belastung des Gesundheitssystems vor und nach einer Behandlung in der Notaufnahme. Gemeinsam mit weiteren Partnern will die Charité – Universitätsmedizin Berlin im Rahmen des Projekts Einflussfaktoren für eine angemessene oder auch vermeidbare Nutzung von Notaufnahmen bestimmen, um Versorgungslücken identifizieren zu können. Hierbei sollen Daten aus der ambulanten und stationären Notfallversorgung analysiert und miteinander verknüpft werden. Auf Basis der Ergebnisse sollen Modelle für eine bedarfsgerechte Anpassung der Versorgungsstrukturen entstehen.
Zielgerichtetes Entlassmanagement
Auch ein weiteres Projekt will Versorgungslücken zwischen stationärer und ambulanter Behandlung schließen. Im Rahmen des Projekts EMSE (Entwicklung von Methoden zur Nutzung von Routinedaten für ein sektorenübergreifendes Entlassmanagement) entwickelt das AQUA-Institut für angewandte Qualitätsförderung und Forschung im Gesundheitswesen gemeinsam mit dem Deutschen Krankenhausinstitut und dem BKK Dachverband ein Instrument für ein zielgerichtetes Entlassmanagement. Dieses soll allen interessierten Akteuren – Krankenhäusern, Kostenträgern und nachsorgenden Leistungserbringern – in Form eines Vorhersagemodells kostenfrei zur Verfügung gestellt werden. Anhand des Modells sollen der poststationäre Behandlungsbedarf automatisch eingeschätzt und entsprechende Maßnahmen eingeleitet werden können. So sollen Versorgungsbrüche beim Wechsel eines Patienten vom Krankenhaus in die ambulante Nachsorge vermieden werden.
Weitere Projekte und geplante Förderungen
Weitere, für Orthopädie und Unfallchirurgie relevante Projekte befassen sich mit der Versorgung und Lebensqualität nach proximaler Femurfraktur, der Notfall- und Akutversorgung im Land Brandenburg sowie mit den Themen Hospitalisierung und Notaufnahmebesuche von Pflegeheimbewohnern beziehungsweise Hausarztzentrierte Reha‐Nachsorge bei Rückenschmerzen.
Mit der Förderung dieser und weiterer Projekte sollen wissenschaftliche Erkenntnisse über die derzeitige Gesundheitsversorgung gewonnen und Entwicklungsarbeit für neue Konzepte und Instrumente geleistet werden, so der Vorsitzende des Innovationsausschusses des G-BA, Prof. Josef Hecken. Dafür und für die Förderung neuer Versorgungsformen stehen dem Innovationsausschuss bis 2019 jährlich 300 Millionen Euro aus dem Innovationsfonds zur Verfügung. Die Veröffentlichung weiterer Förderbekanntmachungen und die Förderentscheidungen zur zweiten Welle der neuen Versorgungsformen sind für dieses Frühjahr geplant.