Sydney, Australien – Die Zunahme von sportlichen Freizeitaktivitäten und die zunehmende Beteiligung an sportlichen Wettkämpfen führen auch bei Kindern und Jugendlichen immer häufiger zu Kreuzbandverletzungen. Nach einem Riss des vorderen Kreuzbandes ist in den meisten Fällen eine operative Rekonstruktion die Therapie der Wahl, um das Kniegelenk des Jugendlichen wieder zu stabilisieren. Wie australische Forscher nun allerdings zeigen konnten, ist fast jeder dritte Jugendliche in den folgenden 15 Jahren nach dem Kreuzbandersatz von einer erneuten Kreuzbandruptur betroffen.
Für ihre Studie nutzten die australischen Mediziner die Daten einer Fallserie von 288 Jugendlichen im Alter von 13 bis 18 Jahren. Diese hatten nach einer Ruptur des vorderen Kreuzbandes entweder ein Patellasehnen-Transplantat (20 Prozent) oder ein Hamstring-Transplantat (80 Prozent) erhalten. Durchschnittlich 16,5 Jahre nach der Operation nahmen die Patienten an einer Befragung teil, wobei sie Angaben zu erneuten Symptomen, einer wiederholten Kreuzbandverletzung und zur familiären Vorgeschichte machten.
Die Auswertung der Wissenschaftler ergab, dass sich 31 Prozent der Befragten eine erneute Kreuzbandruptur zugezogen hatten. Bei 11,2 Prozent der Patienten riss das eingesetzte Transplantat, bei 13,6 Prozent das vordere Kreuzband des anderen Knies. Bei 6,3 Prozent der Befragten traten sogar beide Verletzungen auf.
In den ersten zwei Jahren nach dem Eingriff blieb das Risiko für einen Riss des Transplantats besonders hoch: Bei 8 Prozent der befragten Patienten riss das Transplantat in diesem Zeitraum. Nach 15 Jahren waren noch insgesamt 83 Prozent der Kreuzbandplastiken intakt.
Die verwendete Rekonstruktionstechnik hatte dabei keinerlei Auswirkung auf das Risiko einer Reruptur. Einen entscheidenden Einfluss hatte allerdings die Familienanamnese: traten auch bei Eltern oder Geschwistern Kreuzbandrupturen auf, so erhöhte sich das Risiko für einen Riss des Transplantats um das 3,6-Fache. Bei negativer Familienanamnese waren nach 15 Jahren noch 90 Prozent der Kreuzbandplastiken intakt, bei positiver Anamnese nur 69 Prozent.
Eine Ruptur des kontralateralen vorderen Kreuzbandes war nach 15 Jahren bei fast jedem fünftem Patienten (19 Prozent) aufgetreten. Einen Zusammenhang zur Familienanamnese konnten die Forscher hierbei nicht feststellen. Allerdings waren Patienten nach der Wiederaufnahme von Ballsportarten (89 Prozent) im Vergleich zu denjenigen, die diese Sportarten nicht erneut praktizierten (78 Prozent) deutlich häufiger von einer Kreuzbandverletzung am anderen Knie betroffen.
Zusammenfassend rieten die Forscher dazu, nach einer Rekonstruktionsoperation des vorderen Kreuzbandes mit der Rückkehr zu intensivem Sport mindestens zwölf Monate zu warten. Hierbei verwiesen sie auf Untersuchungen, die gezeigt hatten, dass der Einheilungsprozess von Kreuzband-Transplantaten bis zu zwölf Monaten dauern kann und die neuromuskuläre Leistung mindestens zwölf bis 18 Monate beeinträchtigt ist. Allerdings müsse in weiteren Studien gezeigt werden, dass eine verzögerte Wiederaufnahme der sportlichen Tätigkeit die Häufigkeit weiterer Kreuzbandverletzungen tatsächlich vermindert.
Die Studie mit dem Titel „Fifteen-Year Survival of Endoscopic Anterior Cruciate Ligament Reconstruction in Patients Aged 18 Years and Younger” wurde in der Februar-Ausgabe des American Journal of Sports Medicine veröffentlicht.