Baden-Baden – „Im Bereich Orthopädie und Unfallchirurgie sind wir mittlerweile einem ganz erheblichen Vergütungsdruck ausgesetzt.“ Auf diese problematische Entwicklung hat Prof. Dr. Karl-Dieter Heller beim Pressegespräch zur 65. Jahrestagung der Vereinigung Süddeutscher Orthopäden und Unfallchirurgen (VSOU) in Baden-Baden hingewiesen. Heller ist Mitglied im geschäftsführenden Vorstand des BVOU und der Vereinigung Leitender Orthopäden und Unfallchirurgen. „Leistungsstreichungen, DRG-Kürzungen, nun auch noch eine Diskussion über Zu- und Abschläge unter der Überschrift ,pay for performance‘ – all dies gefährdet gerade jene stationären Einrichtungen, die doch von Gesundheitspolitikern aller Parteien gewünscht werden, nämlich spezialisierte Fachkliniken“, warnte er.
P4P könnte ein Lichtblick sein – wenn hohe Qualität bezahlt würde
Prinzipiell sei eine Kontrolle der Qualität für alle Seiten sinnvoll – für Patienten, für Ärzte und für Kostenträger. Hauptkritikpunkt an Pay for Performance-Ansätzen ist für Heller eine unzureichende Risikoadjustierung: „Jede Klinik verfügt über ein unterschiedliches Risikoprofil. Gerade große spezialisierte Fachkliniken versorgen häufig komplexere Fälle als kleinere Kliniken. Diese Unterschiede werden derzeit noch nicht mit der nötigen Sorgfalt in Qualitätsmessungen abgebildet.“ Pay for Performance (P4P) könnte sich nach den Worten des BVOU-Vorstandsmitglieds theoretisch schon „zu einem Lichtblick entwickeln, falls hohe Qualität wirklich bezahlt würde“. Aber dies sei fraglich. Möglicherweise werde P4P eher mit Abschlägen für schlechte Qualität einhergehen. Geeignete Qualitätsindikatoren zu entwickeln, werde auf jeden Fall noch eine Menge Zeit kosten.
Als problematisch bewertete Heller auch die pauschalen DRG-Kürzungen. Zum 1. Januar 2017 wurden die Sachkostenanteile aller DRG um 5,75 Prozent abgewertet. Damit wurde eine Vorgabe im Krankenhausstrukturgesetz umgesetzt. Zwar wurden die Infrastruktur- und Personalkostenanteile in den DRG pauschal um 1,3 Prozent aufgewertet, damit sich am Ende keine Gesamtkürzung ergibt. Doch die Folgen für einzelne DRG können erheblich sein.
Gerade große Fachkliniken leiden unter den DRG-Kürzungen
Große Fachkliniken mit hunderten von Fällen könnten diese Abstaffelung nicht kompensieren, warnte Heller. Gerade sie machten teilweise seit Jahren Defizite mit bestimmten aufwendigen Operationen. Bisher habe man dies querfinanzieren können, doch dies sei nun nicht mehr möglich. Auch den Einsatz bestimmter hochwertiger Prothesen gebe das System langsam nicht mehr her. Ein echtes Qualitätsziel im Bereich der Endoprothetik dürften nicht gute Kurzzeitergebnisse sein, so Heller, „sondern eine langfristig qualitative und hochwertige Versorgung, konkret eine geringe Wechselquote bei großer Prothesenstandzeit“.