Berlin – Die Zahl der Patienten, die sich mit dem neuartigen COVID-19 infiziert haben, steigt weltweit weiter an. Derzeit wird versucht, Infektionsketten zu unterbrechen und Infektions- und Verdachtsfälle schnell zu erkennen und zu isolieren, um die weitere Verbreitung des Virus einzudämmen. Die derzeitige Ausnahmesituation stellt Ärztinnen, Ärzten und Praxispersonal vor besondere Herausforderungen. Hinweise und nützliche Dokumente finden Sie in diesem Beitrag zusammengefasst.
Risikominimierung
Die orthopädisch – unfallchirurgischen Praxen werden von Einbußen nicht verschont bleiben, auch für Praxisinhaber/innen ergeben sich im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie erhebliche finanzielle Risiken. Wir möchten Ihnen Möglichkeiten der Risikominimierung aufzeigen.
Zuständige Behörden bei Entschädigungsanspruch
Ärzte haben Anspruch auf Entschädigung, wenn der Praxisbetrieb aus infektionsschutzrechtlichen Gründen untersagt wird (Paragraf 56 Infektionsschutzgesetz). Anspruch haben sowohl Praxisinhaber als auch angestellte Mitarbeiter. Einige Details dazu fasst diese Praxisinformation der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) zusammen. Zudem bietet sie eine Liste der zuständigen Behörden, an die sich Ärzte in ihrem BVOU-Landesverband wenden können.
Kurzarbeit
Die Corona-Pandemie zwingt viele Praxisinhaber, über Kurzarbeit nachzudenken. Denn Termine für Vorsorgeuntersuchungen und Routinebehandlungen werden reihenweise abgesagt. Für Arztpraxen, die wirtschaftliche Schwierigkeiten fürchten, kann Kurzarbeit eine Option sein.
Aushänge und Formulare
Hier finden Ärztinnen und Ärzte und ihr Praxispersonal Musterformulare für Patienten und Praxispersonal als offene Dateien.
Einstufung von Patienten in Risikogruppen
Hier finden Sie Hinweise zum ambulanten Management von COVID-19-Verdachtsfällen und leicht erkrankten bestätigten COVID-19-Patienten.
Praxisorganisation: Ein Erfahrungsbericht
Am 16. März kam ich dann zurück nach Deutschland und die Epidemie hatte sich zur Pandemie ausgeweitet. Ich musste also kurzfristig und ohne Vorplanung Maßnahmen ergreifen, die das Inflationsrisiko in unserem Praxisablauf drastisch minimieren.
Die Aufgabe bestand darin:
- die Anzahl der Praxisbesuche zu minimieren
- die Abläufe in der Praxis besser zu steuern
- die Abstände zwischen den Patienten und den Personal auf größere Distanz zu bringen
- die Kontakthäufigkeit von Personal und Patient zueinander zu verringern
- Ältere und jüngere Patienten voneinander zu trennen.
Als erstes räumten wir aus unserem Wartezimmer jeden zweiten Stuhl und stellen sie so, dass sich die Personen nicht direkt gegenüber sitzen können. Danach bauten wir im Eingangsbereich eine Barriere auf, die den zügigen Durchtritt zum Empfangsbereich verhindert. Davor legten wir eine Fußmatte mit der Bitte um Diskretion und Abstand. Seitlich davon bestand noch ein kleiner Durchgang zum Anmeldebereich. In der Anmeldung bauten wir aus Plexiglas einen Schutz für die dahinter arbeitende Arzthelferin mit einem schmalen Durchlass für die Chipkarten und Überweisungsscheine, Rezepte und andere Dokumente. Selbstverständlich befinden sich in unserem sanitären Bereich Sensorspender für Desinfektionsmittel und Papierhandtuchspender. An der Eingangstür zur Praxis befindet sich ein Aushang, der darauf hinweist, dass jeder Patient einzelnen einzutreten hat, er möchte bitte möglichst allein und ohne Begleitung erscheinen, wenn diese nicht erforderlich ist. Auch wird um Verständnis gebeten, dass körperliche Untersuchung auf das nötigste begrenzt werden.
Der Praxisablauf ist so gestaltet, dass sich möglichst keine Patientenströme kreuzen. Das Sonographie-Zimmer wird nur noch für Säuglingsuntersuchungen / Hüftscreening genutzt. Sonografische Gelenkuntersuchungen bei Erwachsenen oder älteren Patienten finden vorerst nicht mehr statt.
Das Praxispersonal wird derzeit so eingeteilt, dass sich jeweils nur zwei Arzthelferinnen in der Praxis befinden, die dritte Arzthelferin wird jeweils einen Tag freigestellt. Da keine Gelenkinjektionen und jegliche invasiven Maßnahmen (Akupunktur, Neuraltherapie etc.) zur Zeit durchgeführt werden, kann vorübergehend auch die personelle Besetzung reduziert werden. So ist es möglich, die Patientenkontakte mit den Praxisangestellten ebenfalls zu reduzieren. Das Praxispersonal wurde mittlerweile mit einem entsprechenden Mundschutz ausgestattet.
Ich denke mit diesen Maßnahmen ist es uns in kurzer Zeit gelungen, den Praxisablauf so zu gestalten, dass das Risiko einer Infektion sowohl für die Patienten als auch für das Personal deutlich minimiert werden konnte.
Autor: Dipl.-Med. Henning Schwarz