Nach Schulbesuch und Studium an der FU Berlin absolvierte er die Medizinal-Assistentenzeit in Lausanne, die weitere Facharzt-Weiterbildung im Oskar-Helene-Heim (OHH, orthopädische Universitätsklinik der FU Berlin).
Am OHH (1.7.1973 – 31.12.1980) beschäftigte er sich schwerpunktmäßig mit der Handchirurgie, ging dafür auch zwischendurch 1976 nach Paris.
Nach einer Handverletzung verließ er das OHH, wo er zuletzt die D-Arzt-Ambulanz geleitet hatte, und begründete seine eigene Praxis in Berlin-Spandau. Da zu der Zeit das ambulante Operieren noch nicht verbreitet war, stellte neben der D-Arzt-Tätigkeit weiterhin die konservative Behandlung von Händen seinen Schwerpunkt dar.
Und von der Hand-Therapie zum Rheuma war es nicht weit! Damals war die Kooperation von internistischen und orthopädischen Rheumatologen noch nicht sehr ausgeprägt – Martin Talke schaffte es exemplarisch in Berlin, hier eine Änderung herbeizuführen.
2002, im Anschluss an seine Präsidentschaft für den BVOU/DGOOC-Jahreskongress (der letzte, bei dem die Unfallchirurgie und die Orthopädie getrennt nacheinander tagten), begründete er den heute noch funktionierende Qualitätszirkel (QZ) der orthopädischen Rheumatologie. Berlin, den er bis zuletzt leitete.
2005 gelang es ihm – zusammen mit K. Karberg – einen AOK-Vertrag zur rheumatologischen Frühsprechstunde abzuschließen: der älteste Vertrag dieser Art und der meines Wissens immer noch einzige, in dem orthopädische und internistische Rheumatologen gleichbehandelt werden. Der BVOU verlieh ihm (auch) dafür 2014 die Ehrenmitgliedschaft.
Auch nach der Abgabe seiner eigenen Praxis enggierte er sich weiter für die Behandlung von Rheuma – sei es tageweise in anderen Praxen, sei es durch Fortbildungsveranstaltungen bundesweit.
Martin verstarb völlig unerwartet am 9.8.23, eigentlich waren wir für den 28.8.23 von ihm wie gewohnt zum QZ eingeladen.
Vielleicht charakterisiert weniges besser sein Engagement als seinen eigenen Verse aus der Eröffnungsrede seiner Präsidentschaft 2002:
„Die Orthopädie ist ein Pfeiler in meinem Leben,
sie hat mir Freude und Freunde gegeben.
Bekanntes und Neues im Fach zu pflegen,
es zu vermitteln den jungen Kollegen.
Einen Lahmen wieder zum Laufen bringen,
wenn Rheumatiker wieder springen:
Dies stimmte mich alle Jahrzehnte froh
auch häufig unter dem Dach des BVO(U).
Helfen von Kopf bis Fuß, von Hand bis Knie,
– das vergesse ich nie:
Es lebe die deutsche Orthopädie!“
Ich weiß nicht, ob ohne ihn die orthopädische Rheumatologie heute noch mehr wäre als eine „schneidende Fraktion“ (seine eigenen Worte) – wir werden versuchen, dass in seinem Sinn weiterzuführen. Was Martin für uns alle als Kollege, aber vor allem als Freund bedeutete, habe ich in vielen Mails nach seinem Tod lesen dürfen.
Wir werden Martin nicht vergessen!
Danke, dass Du für und mit uns da warst!
Unser aller Mitgefühl gilt vor allem seiner Ehefrau Ingelore, seiner Tochter und auch seinen drei Enkeln – ich weiß, wie schwer ein so abrupter Verlust zu verarbeiten ist.
Dr. Klaus Thierse
Berlin
BVOU-Landesvorsitzender